Dass europäische Autobauer auf dem chinesischen Markt einen zunehmend schwierigen Stand haben, ist kein Geheimnis. DER AKTIONÄR berichtete schon mehrmals über die Probleme mit welchen Hersteller wie VW und Mercedes durch chinesische Autobauer zu kämpfen haben. Eine McKinsey-Studie untermauert das nun eindrücklich.
Auf dem wichtigsten Automarkt der Welt hätten europäische Hersteller seit 2019 rund fünf Prozentpunkte Marktanteil verloren, bei E-Autos hätten neue Wettbewerber weltweit 51 Prozent Marktanteil, so McKinsey in der Studie vom Mittwoch. Vor allem bei E-Autos zeigen sich die Probleme deutlich: VW kann seine zu braven Modelle nicht in großer Menge an den Mann bringen. Mercedes tut sich derweil insbesondere bei den teuren Luxus-Stromern schwer, Abnehmer zu finden. So reduzierten die Stuttgarter im letzten Jahr etwa den Verkaufspreis für den EQS in China um bis zu 32.000 Euro.
In der Studie arbeitete die Unternehmensberatung auch einige Gründe für die Probleme der westlichen Autobauer heraus. Konkret bemängelt die Studie die fehlende Anpassung an den chinesischen Kundengeschmack. Die Kunden aus Fernost legten vor allem Wert auf neueste Technologien, Konnektivität, Fahrassistenzsysteme und Unterhaltungselektronik.
Als möglichen Lösungsansatz für die Probleme arbeitete McKinsey eine verstärkte Forschung und Entwicklung in China heraus. Dort vergehe vom Konzept bis zur Markteinführung eines Modells nicht nur deutlich weniger Zeit. Auch der Anteil an Entwicklern mit Software-Kenntnissen sei deutlich höher. Der VW-Konzern verfolgt diesen Ansatz bereits und gründete im vergangenen Jahr ein Joint-Venture mit dem chinesischen Tech-Unternehmen Horizon Robotics. Jüngst stand zudem der Einstieg der Wolfsburger beim E-Mobility-Newcomer XPeng in den Schlagzeilen.
Damit zeigt sich auch ein entscheidender Vorteil, den die europäische Autoindustrie gegenüber den jungen Autobauern aus China laut McKinsey hat: Sie agiert aus einer Position der Stärke heraus. Sie erwirtschafte dreimal so viel Umsatz wie die chinesischen Autobauer, punkte mit Kundenverständnis, Design und Marken.
Westliche Autokonzerne haben in China einen zunehmend schweren Stand. Insbesondere bei VW, die in guten Zeiten über 40 Prozent ihres Absatzes in China erzielten, ist die Schwäche einer der Gründe, bei der Aktie an der Seitenlinie zu bleiben. Mercedes sieht DER AKTIONÄR dagegen weniger betroffen, zudem ist der Konzern auch insgesamt besser positioniert. Jedoch sollte der Stopp bei 58,00 Euro beachtet werden. Am spannendsten ist derzeit aber wohl ein Wert aus China: Der Auto-Riese BYD, dessen Aktie sich zuletzt wieder fangen konnte, glänzte diese Woche mit starken Zahlen und wächst zudem dynamisch. Hier können Anleger wieder einsteigen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz, Volkswagen Vz..