Mercedes-Benz hat vor wenigen Tagen gepatzt. Aufgrund des zunehmenden Konkurrenzkampfs und Teilemangel ruderte das Management zurück.
Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite im Autogeschäft soll nun im Gesamtjahr nur noch in der unteren Hälfte der Prognosebandbreite von 12 bis 14 Prozent landen. Ergebnis: Viele Analysten kappten ihre Kursziele. Die Aktie ist auf der Suche nach einem tragfähigen Boden.
Der Preiswettbewerb bei Elektrofahrzeugen sei "brutal", sagte Mercedes-Finanzvorstand Harald Wilhelm auf einer Medienkonferenz im Anschluss an die Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal.
Hin zu kommt, dass der Rückgang der Nachfrage, der sich auf Premiummarken wie Mercedes und Porsche AG auswirkt darauf hindeutet, dass selbst Luxuskäufer immer zurückhaltender werden, da die Inflation trotz des Zinsanstiegs hoch bleibt.
Aufgrund der neuen Zielsetzung des Mercedes-Managements wurden auch viele Analysten vorsichtiger.
JPMorgan-Analyst Jose Asumendi kürzte seine Gewinnschätzungen für 2023 und 2024, um damit höhere Zulieferer-Kompensationen im Jahresvergleich zu reflektieren. Die Geschäfte dürften im nächsten Jahr nicht gerade exponentiell zulegen, eher dürfte Mercedes die Preismacht im Premium-Segment bewahren wollen, so der Experte. Das Kursziel reduzierte Asumendi von 90 auf 78 Euro.
Oddo BHF reduzierte das Kursziel für Mercedes von 70 auf 50 Euro. Die Bank of America kappte das Kursziel von 81 Euro auf 65 Euro.
Zu Wochenbeginn legte Stifel-Analyst Daniel Schwarz nach. Er senkte das Kursziel für die Mercedes-Aktie von 88 Euro auf 65 Euro. „Der vorsichtige Ton in Bezug auf das vierte Quartal und die Aussagen übersteigende BEV-Rabatte geben Anlass zur Sorge“, so Schwarz in seiner neuesten Studie. „Mercedes hat die klarste Strategie (Luxus), den höchsten Nettobarmittelbestand (28 Milliarden Euro) und die höchste Rentabilität (13,6 Prozent ytd) unter den europäischen OEMs. Das macht sie unserer Meinung nach zu einer vielversprechenden langfristigen Investition.“, ergänzte der Experte.
Schwarz sieht allerdings auch kritische Punkte. „Vor dem Hintergrund steigender Zinsen, des zunehmenden Wettbewerbs in China und des Gegenwinds durch BEVs würden wir das Jahr 2024 zwischen "regnerisch" und "normal" liegend betrachten“, so Schwarz.
Zuletzt hat Mercedes mit seinen Quartalszahlen und steigenden Margen Analysten und Anleger immer wieder zufrieden gestellt. Die Q3-Zahlen signalisieren eine Normalisierung. Wichtig wird das Schlussquartal. Wie werden sich die Marge innerhalb der wichtigen Auto-Sparte und der durchschnittliche Verkaufspreis pro Fahrzeug entwickeln? Zuletzt konnte Mercedes den Verkaufspreis pro Auto von 51.000 Euro (2019) auf 72.000 Euro (2022) steigern.
Grundsätzlich ist Mercedes mit dem MMA-Baukasten sowie dem neuen CLA für die Zukunft gut positioniert.
Aus technischer Sicht bleibt das Chartbild angeschlagen. Die Supports bei 64,28 Euro und 62,50 Euro sowie die Unterstützungszone zwischen 61,80 Euro und 60,50 Euro haben nicht gehalten. Jetzt sollte die Aktie zwischen 57,50 Euro und 55,50 Euro einen Boden finden.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.