Die Sorgen in puncto Kauflust chinesischer Verbraucher und international drohende Zölle haben am Dienstag die Aktien von Autobauern deutlich belastet. In den USA fürchten die Anleger zusätzliche Zölle, sollte es zu einer zweiten Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident kommen. Auch am besonders wichtigen Absatzmarkt in China trüben sich die Perspektiven weiter ein. Die Europäer kämpfen dort mit der zunehmenden Konkurrenz lokaler Hersteller.
Vor allem wurden die neuerlichen Bedenken am Dienstag beim Sportwagenhersteller Porsche AG ersichtlich, dessen Kurs zeitweise 5,7 Prozent abrutschte. Für die Aktien von Mercedes-Benz, Volkswagen und BMW ging es allerdings auch überdurchschnittlich stark bergab. Der gesamteuropäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts verlor ein Prozent und war damit in der Branchenwertung unter den größten Verlierern.
Der europäische Aktienmarkt leidet in diesen Tagen insgesamt unter politischer Unsicherheit. Von Börsianern erwähnt wird der sogenannte Trump-Trade, wonach es nur bei Anlegern in New York relativ gut ankommt, dass die Chancen für eine Wiederwahl von Donald Trump nach dem Attentat vom Wochenende als gestiegen gelten. Laut dem Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners könnten höhere Zölle hierzulande den Warenaustausch mit den USA massiv beeinträchtigen.
Die Zollsorgen breiten sich damit weiter aus, denn mit China liegt die Europäische Union wegen der Einführung vorläufiger Strafzölle auf E-Autos aus China bereits im Streit. Am dortigen Wachstumsmarkt trüben zudem weiterhin Wirtschaftssorgen das Bild, was vor allem Luxusgüterwerte in diesen Tagen beeinträchtigt.
China ist zudem einer der wichtigsten Märkte für Porsche und anders als bei anderen deutschen Herstellern, werden 100 Prozent der Autos aus der Produktion in Europa nach China geschafft.
BMW etwa exportiert den 4er und den 7er aus der EU nach China. Nach Berechnung der Unternehmensberatung JSC Automotive Consulting, die regelmäßig die Zulassungszahlen in China auswertet, waren bei BMW rund 13 Prozent der dort verkauften Fahrzeuge Importmodelle, Audi kam zuletzt auf 9 Prozent und die Mercedes-Benz-Group auf 20 Prozent. Die Kernmarke VW kommt danke vieler lokaler Fertigungsstätten in China nur auf 0,6 Prozent.
"Die ohnehin geplagten Autounternehmen werden es zukünftig noch schwerer haben", sagte der Marktbeobachter Andreas Lipkow angesichts wohl schwierigerer Handelsbeziehungen mit den USA. Er verwies darauf, dass Nordamerika nach China als zweitwichtigster Absatzmarkt für die europäischen Autobauer gilt.
Für Mercedes, Porsche, BMW & Co ist China mit jährlich über 20 Millionen neue Autos der größte und wichtigste Absatzmarkt der Welt. In den Kursen der deutschen Automobil-Hersteller sollte die aktuelle Datenlage, sprich Zolldiskussion bereits eingepreist sein. Neu dagegen sind mögliche Zölle in den USA, sofern Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wird. Die Aktie von Mercedes-Benz hat seit dem Hoch rund 16 Prozent verloren. Hervorzuheben ist die hohe Dividendenrendite von rund 8,41 Prozent aktuell sowie das Aktienrückkaufprogramm. Mutige Anleger wagen eine Position.