Mercedes-Benz wird angesichts von harter Konkurrenz sowie Teilemangel und steigenden Kosten in der Pkw-Sparte etwas zurückhaltender für das Gesamtjahr. Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite im Autogeschäft soll nun in der unteren Hälfte der Prognosebandbreite von 12 bis 14 Prozent landen, wie der Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Die Aktie legte den Rückwärtsgang ein.
Das Management begründete das mit einem verschärften Preiswettbewerb insbesondere bei Elektroautos und mit Liefereinschränkungen bei 48-Volt-Bordnetzsystemen. Zudem würden die inflationsbedingten Lieferantenkosten jetzt auf ein höheres Niveau geschätzt als zu Beginn des Jahres, hieß es.
Im Lieferwagengeschäft dürfte die bereinigte operative Marge im Gesamtjahr hingegen voraussichtlich am oberen Ende der anvisierten 13 bis 15 Prozent liegen.
Der Konzernumsatz schrumpfte wegen weniger verkauften Autos um 1,4 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro. In den Monaten Juli bis September sank das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um acht Prozent auf 4,92 Milliarden Euro.Den Jahresausblick bestätigte das Management um Chef Ola Källenius.
Die Analysten rechneten im Vorfeld beim Umsatz mit einem Rückgang um rund ein Prozent auf 37,3 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis sollte sich um 14 Prozent auf rund 4,6 Milliarden Euro abschwächen. In der Pkw-Sparte sollte den Experten zufolge eine bereinigte operative Marge von 13,2 Prozent stehen.
Jefferies-Analyst Philippe Houchois sprach von einer zu erwartenden Normalisierung. Der Autobauer liege mit dem bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) sowie dem Barmittelzufluss ein wenig über den Konsensschätzungen, wobei die Margen im Pkw-Geschäft und im Bereich Mobility eine nachlassende Konjunkturdynamik signalisierten, schrieb Houchois am Donnerstag in einer ersten Reaktion. Die Zahlen enthielten insgesamt aber keine Überraschungen. Sein Kursziel für die Mercedes-Aktie lautet 72 Euro.
Der Autobauer habe in einem schwierigen Umfeld gut abgeschnitten und mit dem operativen Ergebnis (Ebit) positiv überrascht, schrieb Analyst Jose Asumendi von JPMorgan. Sein Kursziel für die Aktie von Mercedes-Benz liegt bei 90 Euro.
Analyst Patrick Hummel von der UBS monierte, dass Mercedes-Benz nun nur noch davon ausgeht, die unteren Hälfte des Margen-Korridors bei Cars (12 bis 14 Prozent) zu erreichen. Hummel erwartet deshalb eine leicht negative Reaktion der Anleger auf die Q4-Marge. Sein Kursziel für die Aktie lautet 85 Euro.
Zuletzt hat Mercedes mit seinen Quartalszahlen und steigenden Margen Analysten und Anleger immer wieder zufrieden gestellt. Die Q3-Zahlen signalisieren eine Normalisierung. Wichtig wird das Schlussquartal. Wie werden sich die Marge innerhalb der wichtigen Auto-Sparte entwickeln und wie wird sich der durchschnittliche Verkaufspreis pro Fahrzeug entwickeln. Zuletzt konnte Mercedes den Verkaufspreis pro Auto von 51.000 Euro (2019) auf 72.000 Euro (2022) steigern.
Mercedes-Benz ist mit seiner Luxus-Strategie zwar weniger anfällig im Vergleich zu Volkswagen, aber auch die Stuttgarter werden mittel- bis langfristig die wachsende Konkurrenz aus China zu spüren bekommen.
Grundsätzlich ist Mercedes mit dem MMA-Baukasten sowie dem neuen CLA gut positioniert.
Aus technischer Sicht bleibt das Chartbild angeschlagen. Die Supports bei 64,28 Euro und 62,50 Euro sowie die Unterstützungszone zwischen 61,80 Euro und 60,50 Euro haben nicht gehalten. Jetzt sollte die Aktie zwischen 57,50 Euro und 55,50 Euro einen Boden finden.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz und Volkswagen.
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