Nach der Gewinnwarnung in der vergangenen Woche ist die Aktie von Mercedes-Benz kurzzeitig auf das tiefste Niveau seit zwei Jahren abgesackt. Positiv: Nach dem Schock griffen Anleger zu und das Papier erholte sich wieder bis auf aktuell 57,02 Euro. Während Berenberg-Analyst Romain Gourvil seine Kaufempfehlung bestätigte, schraubte Adrien Brasey von AlphaValue/Baader sein Kursziel drastisch nach unten.
Zu Wochenbeginn gab es Rückenwind für die deutschen Automobilwerte aus China. Chinas Zentralbank will mit Konjunkturmaßnahmen die lahmende Wirtschaft wieder ankurbeln. Gerade Luxus- und Autokonzerne hatten zuletzt unter schwächerer Nachfrage gelitten.
Berenberg sagt „kaufen“, Baader hält dagegen
Die Ankündigung hat den Papieren von Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen Auftrieb gegeben. Darüber hinaus bestätigte Analyst Romain Gourvil von der Privatbank Berenberg seine Kaufempfehlung für die Aktie von Mercedes-Benz. Sein Kursziel lautet 75 Euro.
Eine andere Sichtweise vertritt AlphaValue/Baader-Analyst Adrien Brasey. Er hat das Kursziel für die Mercedes-Aktie um knackige 20,10 Euro auf 50,20 Euro gesenkt. Brasey rät, die Aktie zu reduzieren.
Die signifikante Änderung des Kursziels entstamme der Überzeugung, dass das Geschäft von Mercedes-Benz in China langfristig weiterhin Probleme haben dürfte, selbst wenn sich die chinesische Wirtschaft stabilisieren sollte, so der Auto-Experte. Man erlebe den Beginn eines strukturellen Wandels im Verbraucherverhalten. In der Vergangenheit hätten die chinesischen Verbraucher internationale Fahrzeuge bevorzugt, insbesondere im Premiumsegment.
Verlockende Angebote von Chinas Auto-Herstellern
Dieser Trend verlagere sich allmählich auf den Massenmarkt, wo die Verbraucher zunehmend qualitativ hochwertige und preisgünstige Fahrzeuge einheimischer Hersteller bevorzugten. Chinesische Marken begännen nun, technikaffine, wohlhabende Verbraucher von den deutschen Premiumherstellern wegzulocken.
Das Elektro-Premium-Luxus-Segment befinde sich in China noch in der Entwicklung, man gehe aber davon aus, dass chinesische Hersteller wettbewerbsfähige Produkte in diesem Bereich auf den Markt bringen und dabei ihr wachsendes Know-how nutzen werden. Mit einem Anteil von 36 Prozent an den Gesamtauslieferungen 2023 sei Mercedes stark von dieser Region abhängig. Baader sieht ein Szenario voraus, in dem das Unternehmen weiterhin Marktanteile verlieren und über den Preis wird konkurrieren müssen, was sich erheblich auf die Margen auswirken werde.
"Mercedes entwickelt in China mit Innovationen für die Welt."
Fakt ist, dass der „Mercedes-Motor“ In China stottert. Mercedes hat aber bereits reagiert. „So werden der neue Mercedes CLA und der Mercedes GLE SUV in China in Langversionen vom Band laufen. Das sind Investitionen von knapp 2 Milliarden Euro. Zusätzlich hat man jetzt 2000 Ingenieure im Entwicklungszentrum, in China. Mercedes entwickelt in China mit Innovationen für die Welt“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
China ist der wichtigste Absatzmarkt der Welt. Es gilt, sich neu zu positionieren. Mercedes hat erste Schritte eingeleitet. Auf dem reduzierten Niveau sollte nun vieles eingepreist sein. BMW hat sich nach dem Gewinn-Schock und dem anschließenden Kursrutsch wieder deutlich erholt. Auch die Aktie von Mercedes-Benz sollte langsam wieder nach oben klettern.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.