Nach der Gewinnwarnung vom Vorabend sind Aktien von Mercedes-Benz am Freitagmorgen vorbörslich auf das tiefste Niveau seit zwei Jahren abgesackt. Auf der Handelsplattform Tradegate kosteten die Papiere der Stuttgarter zuletzt nur noch 54,81 Euro - gut 7 Prozent weniger als zum Xetra-Handelsschluss am Donnerstag.
Die Bewertungen in der Autobranche spiegelten zwar bereits gewisse Anlegerskepsis wider, kommentierte Analyst George Galliers von Goldman Sachs. Das Ausmaß der Zielsenkung dürfte aber überraschen, nachdem die Stuttgarter Ende Juli noch halbwegs zuversichtlich gewesen seien. In Gesprächen mit Investoren zeige sich zunehmende Sorge über China, wo deutsche Autobauer mit ihren Gewinnen wohl inzwischen im Abwärtstrend gefangen seien.
Verantwortlich für die Zurücknahme der Prognose ist die Sparte Mercedes-Benz Cars, für die der Konzern die Prognose für die bereinigte Umsatzrendite nach unten schraubte. Sie wird für 2024 bei 7,5 bis 8,5 Prozent erwartet, nach zuvor prognostizierten 10 bis 11 Prozent. Dies impliziere eine erwartete bereinigte Umsatzrendite von ungefähr 6 Prozent im zweiten Halbjahr.
In China habe sich die nachlassende Dynamik auf den Gesamtabsatz ausgewirkt, einschließlich der Verkäufe im hochpreisigen Segment, hieß es. Insgesamt geht Mercedes-Benz davon aus, dass der Absatzmix im zweiten Halbjahr unverändert gegenüber dem ersten Halbjahr bleiben dürfte und somit schwächer ausfalle als ursprünglich erwartet.
JP Morgan senkt Kursziel - UBS bleibt bei 78 Euro
Die US-Bank JPMorgan hat in Folge der Reduzierung der Prognose von Mercedes das Kursziel von 78 Euro auf 68 Euro gesenkt.
Stifel-Analyst Daniel Schwarz hält für die Aktie 71 Euro für möglich. "Das makroökonomische Umfeld verschlechtert sich weiter. BMW hat bereits letzte Woche gewarnt. Die Kürzung der Prognose für Mercedes ist für uns deshalb keine große Überraschung", kommentierte der Auto-Experte die Mercedes-News.
"Die Tatsache, dass die Gewinnwarnung von Mercedes-Benz größer ist als die von BMW und nicht mit einer großen Rückrufaktion zusammenhängt, wird den Markt jedoch über die zugrunde liegende Rentabilität und die Kapitalallokation im Jahr 2025 stutzig machen", schreib UBS-Analyst Patrick Hummel in einer ersten Einschätzung zu Mercedes. "Wir möchten dennoch darauf hinweisen, dass das Unternehmen auf der Grundlage der neuen Prognose eine Cash-Rendite von ca. 10 % bei einem KGV von ca. 6,5 erzielt", ergänzte Hummel. Deshalb hielt er auch an seiner Kaufempfehlung für die Aktie fest. Kursziel: 78 Euro.
Auf dem reduzierten Niveau sollte nun vieles eingepreist sein. Mutige Anleger stellen einen Fuß in die Tür. BMW hat sich nach dem Gewinn-Schock und dem anschließenden Kursrutsch wieder deutlich erholt.
(Mit Material von dpa-AFX).