Am Mittwoch wird Mercedes seine Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Im Vorfeld der Daten hat die britische Investmentbank Barclays das Kursziel für die Aktie von 100 auf 95 Euro gesenkt. Zu Recht?
Der Autobauer dürfte einmal mehr stark abgeschnitten haben und den Jahresausblick bestätigen, schrieb Analyst Erwann Dagorne von der britischen Investmentbank Barclays in einer Studie. Zum neuen Kursziel von 95 Euro verwies er auf seine gesenkten Schätzungen.
„Mercedes fährt mit etwas Abstand die „Electric Only“ Strategie, aber die flächendeckende Umsetzung braucht noch Zeit“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Am Mittwoch wird Mercedes seine Quartalszahlen vorstellen.
Vor allem steigende Preise für Neu- und Gebrauchtfahrzeuge sowie die Tendenz zu Luxusautos geben den Stuttgartern Rückenwind. Wie stark der Krieg in der Ukraine die Geschäfte belastet, dürfte bei den Ergebnissen des ersten Quartals zum Vorschein kommen.
Zur Vorlage der Jahreszahlen im Februar machte Finanzchef Wilhelm schonmal klar, dass die Nettopreiseffekte die anziehenden Rohstoffpreise in diesem Jahr nicht vollständig kompensieren dürften. Auch die Lage bei den Halbleitern ist weiter kaum abzuschätzen, soll sich aber nach und nach im Jahresverlauf stabilisieren.
Bislang gehen die Stuttgarter in diesem Jahr von einem Umsatz leicht über dem Vorjahr aus, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern aus fortgeführten Geschäften dürfte auf Vorjahresniveau liegen. Die operative Umsatzrendite im Pkw-Bereich soll 11,5 bis 13 Prozent erreichen. Inklusive der Vans, die in diesem Jahr wegen hoher Investitionen in Elektromodelle 8 bis 10 Prozent operative Marge anpeilen, lag der Konzern im vergangenen Jahr bei starken 12,7 Prozent. Konkurrent Volkswagen hat bereits starke Eckdaten für das erste Quartal vorgelegt, profitierte dabei aber auch von Rohstoffsicherungsgeschäften.
Mercedes-Chef Ola Källenius spielen vor allem die steigenden Preise und sein nach Amtsübernahme 2019 eingeleitetes scharfes Sparprogramm in die Karten. Von 2019 bis 2025 sollten die Fixkosten um ein Fünftel runter - im vergangenen Jahr lag das Unternehmen schon 16 Prozent unter der Vergleichszahl. Gleichzeitig stieg der durchschnittliche Umsatz pro Fahrzeug zwischen 2019 und 2021 um 26 Prozent auf 49 800 Euro. Damit will der Schwede weitermachen und hat Mercedes einen verschärften Fokus auf Luxus verordnet - auch wenn er damit bei den Verkaufszahlen absehbar hinter Erzrivale BMW zurückbleiben dürfte.
Mit dem Schwerpunkt auf margenstarke Autos und dank des starken Preisumfeldes sollte Mercedes Umsatz und Profitabilität auf einem hohen Niveau gehalten haben können, schrieben jüngst die Experten von Warburg Research.
Mit dem Kriegsausbruch in Osteuropa fiel der Kurs der Mercedes-Aktie wieder unter 55 Euro, hat sich bis dato aber wieder auf knapp 64 Euro berappelt.
Es bleibt dabei: Vorstand Ola Källenius hat zuletzt gezeigt, dass er einen klaren Plan hat. Nach dem Flaggschiff EQS wird Mercedes 2022 noch den EQE und den SUV EQB ausrollen. Bis 2026 wird Källenius mit seinem Team rund 60 Milliarden Euro in den Ausbau der Elektromobilität stecken.
Der Fokus von Mercedes muss in Zukunft neben der Elektromobilität verstärkt auf die Entwicklung eigener Software gelegt werden.
Schwache Tage bieten die Möglichkeit, eine Position auf- beziehungsweise diese auszubauen. Eine starke Unterstützung für die Aktie verläuft bei 58,50 Euro. Auf diesem Niveau können Anleger ein Kauflimit platzieren.