Die Erfolgsstory von CTS Eventim ist beeindruckend. Doch der Ticket-Spezialist rückt immer mehr in die Nähe eines großen Skandals. Bereits 2012 wurde berichtet: „Eventim soll WM-Tickets schwarz verkauft haben.“ Jetzt sind neue Dokumente aufgetaucht, welche erstmals das ganze Ausmaß der Affäre zeigen sollen.
Die Welt schreibt: „Willi Behr war der Ticketchef im WM-Organisationskomittee (OK) des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und soll gemeinsam mit dem Vertriebspartner, der CTS Eventim AG, rund 52.000 Karten auf den Schwarzmarkt verschoben haben. Im Zentrum der Affäre steht deshalb auch der Multimillionär Klaus-Peter Schulenberg, der mächtige Chef des größten Eintrittskartenhändlers Europas. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen beide seit 2009. Der Verdacht lautet auf Bestechung und Bestechlichkeit in einem schweren Fall. Darauf stehen bis zu fünf Jahre Haft.“
Eigenen Mann beim DFB eingeschleust?
Es geht der Zeitung zufolge um Schwarzmarkterlöse in Höhe von zwölf Millionen Euro. Im August 2004 bekam Eventim den Zuschlag für den Vertrieb der WM-Karten. Offenbar nicht zufällig. Denn im September 2003 habe Behr den Entwurf eines Eventim-Angebots zum Vertrieb an das OK geschickt. Die Konditionen ähnelten dem offiziellen Angebot, das Eventim kurz darauf einreichte, fast aufs Wort. Die beiden Papiere würden den Verdacht nahelegen, dass Behr bei der GSO das Eventim-Angebot erstellt hat. Die Welt weiter: „Bevor das OK nun aber über den Zuschlag entschied, wechselte Behr die Seiten: Statt als Geschäftsführer der GSO und Berater für Eventim zu arbeiten, fungierte er seit Anfang 2004 als Berater des OK.“ Die Staatsanwälte würden davon ausgehen, dass Behr und Schulenberg den Seitenwechsel von langer Hand vorbereitet hätten.
Keine Transparenz
Multimillionär Schulenberg und Eventim antworten auf vierzig Fragen der Zeitung mit den Worten „keine Stellungnahme“. Bereits in der letzten Woche lies die Presseabteilung von CTS Eventim eine Bitte um Rückruf des AKTIONÄR unbeantwortet.
Gefahr von Imageschaden
In einer ersten Reaktion schreiben die Analysten von Hauck & Aufhäuser: „Sollten sich diese Vorwürfte bestätigten, wäre der Imageschaden für CTS Eventim groß.“ Partner von CTS, darunter viele Popstars, könnten sich die Frage stellen, ob auch in ihrem Fall Konzertticketverkäufe über den Schwarzmarkt durchgeführt wurden. Künstler könnten zu Konkurrente wie DEAG abwandern, so die Analysten.
Aktie meiden!
Schon aufgrund der mittlerweile eingetrübten Charttechnik – die 38- und 90-Tage-Linie sind unterschritten und die psychologisch wichtige 20-Euro-Marke droht zu fallen – sollten sich Anleger zurückhalten. Die neuen Details zum Ticket-Skandal drohen die Aktie weiter zu belasten. DER AKTIONÄR rät, bis auf weiteres abzuwarten.