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22.12.2014 Florian Söllner

Manz: Zwischen X00-Millionen-Apple-Kracher und Gewinnwarnung

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Die Zeit vergeht mit einer Apple Watch am Arm genauso schnell – doch vielleicht mit etwas mehr Stil. Für das gewisse Extra sorgt dabei Saphirglas. Das Material ist noch kratz- und stoßfester als das bekannte Gorilla-Glas. Einen Nachteil hat Saphir: Es ist extrem spröde und nur mit speziellen Maschinen zu bearbeiten. Apple beziehungsweise seine Zulieferer haben daher beim Bau der Smartwatch auf Equipment des deutschen Maschinenbauers Manz gesetzt. So kann Saphir dank der sogenannten kalten Ablation mit einem Laser besonders präzise und in steilen Winkeln geschnitten werden, was die Bruchfestigkeit des sensiblen Glases erhöht. Manz-Maschinen beherrschen zudem das thermische Laserschneiden. Der Vorteil: Die Glaskanten werden dabei geschmolzen, was Mikrorissen vorbeugt.
Apple wird die Uhr erst im Frühjahr 2015 auf den Markt bringen – hat die Produktion jedoch gestartet und dafür nötige Fertigungslinien längst aufgebaut. Folgebestellungen sind wahrscheinlich, schließlich besteht die Chance, dass die intelligente Uhr mit einem Jahresabsatz von 30 bis 40 Millionen ein Überraschungserfolg wird. Projekte wie diese haben der TecDAX-Firma in den ersten neun Monaten 2014 Rückenwind im Bereich Display beschert. Die lange als Solar-Maschinenbauer wahrgenommene Manz AG erzielt schon 72 Prozent ihrer Umsätze im Bereich Display.

GT-Rückschlag
Doch nicht alles lief glatt. Denn das im Herbst 2014 veröffentlichte iPhone 6 kam wider Erwarten nicht mit einem Saphirglas-Display in die Läden. Grund: Saphir-Spezialist GT Advanced schaffte es offenbar nicht, rechtzeitig entsprechende Mengen in guter Qualität an Apple zu liefern, und schlitterte in die Insolvenz. Das war auch ein Rückschlag für Manz. Denn für die Bearbeitung eines iPhone-Saphir-Displays entwickelte Maschinen finden keinen Abnehmer. Doch Manz ist flexibel wie immer und kann für Saphirglas entwickelte Verfahren auch für das Schneiden oder Beschichten von klassischem Gorilla-Glas einsetzen.
Auch wenn Saphir beim iPhone 6 aus dem Rennen ist, besteht die Hoffnung, dass es im iPhone 7 sein Debüt feiert. Ende 2014 wurde Apple ein – allerdings schon 2013 eingereichtes – Patent für Saphirglas für das iPhone 7 erteilt, weswegen für das Branchenmagazin Chip der Einsatz des Spezialglases weiter „im Bereich des Möglichen liegt“. Auch Montega-Analyst Thomas Rau glaubt an Saphir: „Der Traum der großen Smartphone-Hersteller ist der vom unkaputtbaren Display. Das Material wird sich mit Verzögerung durchsetzen.“
Für Endkunden ist nur eines wichtiger als das Display: die Batterielaufzeit. Auf Manz-Maschinen werden auch Batteriezellen gebaut – offenbar vor allem für Apple. Nachdem bereits eine Pilotanlage den Betrieb aufgenommen hat, sind nun Bestellungen für seine Tablets und Computer zu erwarten. Schon in den nächsten Monaten sind hier etwa 200 Millionen Euro Neuaufträge möglich. Damit würde der zuletzt auf 50 Millionen Euro saisonal bedingt gesunkene Auftragbestand schnell wieder ansteigen.

Kommt der iPhone-Knaller?
Anleger mit Geduld setzen auf den richtigen Knaller: Aufträge von Apple für Maschinen, welche Batteriezellen für das iPhone produzieren. Analyst Rau glaubt, dass ein Auftrag eines großen Premiumherstellers in zwei bis drei Jahren möglich ist. Das potenzielle Auftragsvolumen läge hier im hohen dreistelligen Millionenbereich.
Zumindest im niedrigen dreistelligen Millionenbereich könnte auch ein Auftrag für eine Dünnschicht-Solarfabrik liegen. Leider verzögert sich hier die Erteilung bereits seit Jahren. Wenngleich sich Analyst Gerard Reid im Gespräch mit dem AKTIONÄR skeptisch zeigte, dass sich die Dünnschicht-Technologie von Manz gegen die kristalline schnell durchsetzt, stehen die Chancen auf ein Happy End des Manz-Solar-Engagements weiterhin recht gut.
Analysten rechnen den Solar-Durchbruch aktuell noch nicht in die Planzahlen ein. Wird doch Vollzug gemeldet und gehen wie erwartet die Batterie-Großaufträge ein, hält Rau einen Manz-Kurs von „deutlich über 100 Euro“ für realistisch.

Megaaufträge dank Gigafactory?
DER AKTIONÄR hatte 2013 als erstes Magazin berichtet, dass Manz vor allem für Apple liefert. Während dieses offene Geheimnis selbst jetzt erst indirekt bestätigt wird, geht Manz mit dem Namen eines weiteren Megakunden aus den USA offener um: Tesla. Mittlerweile ist klar: Tesla baut seine Batterie-Gigafactory in Nevada. Und trotz des großen Partners Panasonic, der eigene Technologie und Maschinen mitbringen dürfte, darf sich Manz Hoffnung machen, auch zum Zug zu kommen. Die Analysten Rau und Reid sind sich einig, dass Manz hier beste Chancen auf große Aufträge hat. Offen ist nur, wie schnell Tesla die Fabrik hochzieht. Schließlich sollen in der Endstufe einmal 500.000 Autobatterien die Fabrik verlassen – Tesla wird dieses Jahr jedoch erst 33.000 Fahrzeuge ausliefern.

Gewinnwarnung – na und?
Manz wäre nicht Manz, wenn vor der AG nicht immer wieder neue Herausforderungen auftauchen würden. Bleibt der Solar-Auftrag aus und schreibt Manz GT-Forderungen ab, besteht laut Montega die Möglichkeit, dass die 2014er-Ziele nicht erreicht werden. Das wäre aber den Analysten zufolge eher ein „Befreiungsschlag“.

Dieser Text ist in der AKTIONÄR Ausgabe 49/2014 erschienen.
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