Die Lufthansa hat ein Problem: Das Image der Kranich-Airline hat in den vergangenen Jahren gelitten. Wie DER AKTIONÄR im Aktien-Duell beleuchtete, haben teure Ticketpreise, eine veraltete Flotte und Verspätungen viele Kunden in die Arme des Rivalen Ryanair getrieben. Gegen die schlechte Geschäftsentwicklung rebelliert nun Großaktionär Michael Kühne.
Die Lufthansa betreibt derzeit elf Airlines – aus Sicht des Großaktionärs Michael Kühne, der etwa 20 Prozent der Anteile hält, eindeutig zu viele. Doch Kühne kritisiert nicht nur die Vielzahl an Marken: Auch die hohen Beraterhonorare sind dem Unternehmer ein Dorn im Auge. Nachdem Kühne kürzlich Lufthansa-Chef Carsten Spohr scharf kritisierte, scheint nun Bewegung in die Sache zu kommen.
Wie das Handelsblatt berichtet, habe das Führungsgremium damit begonnen viele Ebenen im Konzern auf Schwächen zu prüfen. Unter dem Projektnamen TOM, was für „Target Operation Model“ stehe, solle streng geprüft werden, wo sich die Lufthansa verbessern könne.
Teil der Untersuchung sei etwa, wie die insgesamt elf Airlines besser zusammen arbeiten können. Zudem sei auch ein veränderter Auftritt der Marken in der Gruppe geplant. Trotz Kritik von Kühne soll die Markenvielfallt wohl aber bestehen bleiben: Alle fünf Konzernvorstände hätten sich einer internen Mitarbeiterversammlung für das Konzept stark gemacht.
Radikal kürzen will die Lufthansa indes bei den externen Beratern. Laut Vorstandsmitglied Dieter Vranckx sollen alle Verträge mit externen Beratern spätestens zu Beginn des kommenden Jahres enden. Brisant: Wie das Handelsblatt unter Berufung auf ein internes Schreiben berichtet, soll teilweise jahrelang keiner dieser Berater mehr vor Ort gewesen sein.
Zuvor hatte Kühne bereits die Kernmarke Lufthansa selbst kritisiert. Seiner Ansicht nach stehe der Name nicht mehr für den Premiumanspruch, den sie mal verkörpert hätte. Das angekratzte Image hatte auch DER AKTIONÄR im jüngsten Aktienduell mit dem Rivalen Ryanair moniert.
Um die Verspätungen während der Sommermonate zumindest einzudämmen, hat die Lufthansa angekündigt, das Management für die beiden wichtigen Drehkreuze München und Frankfurt neu zu strukturieren.
Konkret übernimmt zum 1. Januar 2025 Jens Ritter, CEO Lufthansa Airlines, zusätzlich zu seiner jetzigen Funktion die Verantwortung für die betrieblichen Abläufe von Lufthansa an ihrem Münchner Drehkreuz. Die Verantwortung für das Drehkreuz Frankfurt wird hingegen bei Klaus Froese, derzeit bereits Bereichsvorstand Operations & Accountable Manager der Kernmarke angesiedelt.
Die neue Struktur mit explizit verantwortlichen Drehkreuz Managern soll unter anderem die operativen Abläufe der Flugbetriebe am jeweiligen Standort verbessern, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Dazu gehören die Stations- und Kabinenleitung, die Koordination sowie die Weiterentwicklung der Bodeninfrastruktur und –prozesse. Ziel ist es, im Zusammenspiel der Lufthansa Teams mit ihren jeweiligen Partnern vor Ort einen stabilen, verlässlichen und pünktlichen Flugbetrieb zu gewährleisten - auch zu den Spitzenzeiten des Sommers.
Das Kühne bei Lufthansa weiter Druck macht und die Airline Maßnahmen ergreift, kommt bei den Anlegern gut an: Das Papier gewinnt kurz vor Handelsschluss gut fünf Prozent. Gleichwohl dürfte der operative Turnaround noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Anleger bleiben vorerst an der Seitenline.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.