Das Geschäft der Lufthansa-Gruppe lässt weiterhin zu wünschen übrig. Nun schaltet sich Großaktionär Klaus Michael-Kühne ein. In einem Interview kritisiert er gleich mehrere Aspekte – vor allem zur Kernmarke, aber auch bei Lufthansa-Tochter Swiss. Einen Streit will der Milliardär nicht entfachen, aber...
Mit fast 19 Prozent der Lufthansa-Anteile ist Klaus-Michael Kühne der mit Abstand einflussreichste Aktionär der Lufthansa Group. Bisher gab sich der milliardenschwere Logistik-Unternehmer eher zurückhaltend bezüglich der Lufthansa-Schwächen, doch ein einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung findet er nun deutliche Worte.
Kühne spricht über die Benko-Pleite, über das Ampel-Aus und mögliche Folgen und eben über Lufthansa. Dabei kritisiert er gleich mehrere Punkte: Die Airline-Gruppe habe zu viele Nebenprodukte, zu viele Marken, zu wenig Fokus. Man habe insbesondere die Kernmarke vernachlässigt, sie stehe nicht mehr in der ersten Reihe mit Fluggesellschaften wie Emirates und den Fernost-Airlines, sagt Kühne. "Dass man es so weit hat kommen lassen, bei aller deutschen Gründlichkeit und Perfektion, das wundert mich sehr."
Auch zur Lufthansa-Tochter Swiss äußerte sich der 87-jährige Hamburger, der in der Schweiz lebt, unzufrieden. "Der Komfort und der Standard bei Swiss sind gesunken. Am meisten beanstande ich, dass sie oft keine eigenen Maschinen einsetzt", sondern Flieger von Air Baltic und Helvetic Airways einsetzt. "Die Partner haben ein ganz anderes Produkt oder sehr enge Flugzeuge."
Der gesunkene Lufthansa-Aktienkurs sei eine Folge einer "angreifbaren" Strategie. Auf seinen hohen Anteil an der Airline angesprochen sagt der Logistik-Tycoon, dessen private Holding unter anderem die Mehrheit von Kühne+Nagel hält sowie 30 Prozent von Hapag-Lloyd: "Wir wollen keinen Streit. Aber wenn es hart auf hart kommt, könnten wir darüber nachdenken, diesen Hebel zu nutzen."
Mit Hebel gemeint ist sein Anteil an der Lufthansa-Gruppe von knapp 20 Prozent. Damit kratzt man an der Hauptversammlungs-Mehrheit, "weil nur rund 40 Prozent der Aktionäre zur Hauptversammlung kommen". Er werde bald mit mit Lufthansa-CEO Carsten Spohr und Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley sprechen.
Die Lufthansa-Aktie ist von ihrem Zwischenhoch im Dezember 2023 bei 8,58 Euro zeitweilig auf 5,40 Euro gefallen. Seit diesem Tief im Sommer hat sich der Kurs wieder erholt, kletterte zeitweilig auf 7 Euro. Am Montag-Nachmittag steht die Aktie in abgeschwächtem MDAX-Umfeld gut ein Prozent im Minus bei 6,33 Euro. Die 50-Tage-LInie verläuft aktuell bei 6,36 Euro, der GD200 leicht darüber bei 6,39 Euro.
Die Kritik des Großaktionärs ist durchaus berechtigt. Die Kernmarke Lufthansa Airlines ist das größte Sorgenkind des Konzerns, eine angepeilte schwarze Null für 2024 ist noch nicht ausgemacht. Der MDAX-Konzern hat diverse Sparmaßnahmen angestoßen, die nur allmählich fruchten.
Die Lufthansa-Aktie hat in den vergangenen Monaten eine Bodenbildung vollzogen. Wird demnächst die 200-Tage-Linie nachhaltig überwunden, steht in der Folge wohl die 7-Euro-Marke zur Disposition. DER AKTIONÄR hatte hier erste vorsichtige Käufe empfohlen, größere Engagements jedoch bis zu nach einem nachhaltigen Kaufsignal zurückgestellt. DER AKTIONÄR wird hier und/oder im Magazin entsprechend berichten.
Die Lufthansa-Aktie ist neben 13 anderen internationalen Werten auch im Recovery Index von DER AKTIONÄR enthalten. Dieser Strategie-Index wurde in der Pandemie aufgelegt und setzt auf eine Erholung des gedrückten Konsum- und Luxusgüter-Bereichs. Aktuell am höchsten gewichtet ist im Index Apple vor der Royal Caribbean Group.
Weitere Infos zum Recovery Index finden Sie hier.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.