Die Lufthansa hat in Krisenzeiten rund 22.000 Vollzeitstellen zu viel. Zwar wollen Lufthansa und Gewerkschaften betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Doch das kostet und dem Sparpaket wurde von den Aktionären noch nicht zugestimmt.
"Ohne signifikante Senkung der Personalkosten während der Krise verpassen wir die Chance eines besseren Restarts aus der Krise und riskieren, dass die Lufthansa deutlich geschwächt aus der Krise hervorgeht", sagte Personal-Vorstand Michael Niggemann. Man setze alles daran, mit den Tarifpartnern bis zum 22. Juni 2020 zu konkreten Ergebnissen zu kommen. Ziel sei es, durch Kurzarbeit und Krisenvereinbarungen möglichst betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, erklärte Lufthansa.
Lufthansa rechnet damit, dass die Erholung der Nachfrage im Luftverkehr nur langsam verläuft. Sie geht davon aus, dass die Flotte der Lufthansa Group nach der Krise rund 100 Flugzeuge weniger zählen wird. Hinzu kämen Überhänge in der Verwaltung und im Drittkundengeschäft der Servicegesellschaften.
Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo betonte, sie sei bereit, bis zur außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni eine Lösung zu erreichen. Zugleich forderte sie: "Die Mitarbeiter aller Airlines des Konzerns müssen einen Kündigungsschutz bekommen und daran glauben, dass das Management endlich einen gemeinsamen Kurs geht." Ufo hat bislang eine Nullrunde für dieses Jahr und die Absenkung des Stundenzuschlags für besonders lange Flüge angeboten.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit bekräftigte ihre Bereitschaft zu Zugeständnissen in Höhe von 350 Millionen Euro. Für den einzelnen Piloten bedeute dies einen Gehaltsverzicht von bis zu 45 Prozent. "Im Gegenzug erwarten wir einzig vom Konzernvorstand, dass er sich zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekennt", erklärte VC-Präsident Markus Wahl.
Milliarden-Hilfspaket
Die Corona-Pandemie mit den Reisebeschränkungen hatte die Geschäfte der Lufthansa mit Ausnahme der Fracht nahezu zum Erliegen gebracht. Der Konzern benötigt daher staatliche Hilfe. Im Gegenzug für ein neun Milliarden schweres Rettungspaket einschließlich Beteiligung des Bundes an dem Unternehmen muss die Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben.
Die Aktionäre müssen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni noch grünes Licht für das Paket geben. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will der Hauptversammlung ein Sparkonzept präsentieren. Der Konzern, der im ersten Quartal einen Milliardenverlust eingeflogen hatte, beschäftigt rund 138.000 Mitarbeiter.
Die Bewältigung der Corona-Krise ist eine Mammutaufgabe für die Lufthansa – und es könnte der nächste Streit mit den mächtigen Gewerkschaften bevorstehen. Die Erholungsrallye der Lufthansa-Aktie ist indes in den vergangenen Tagen abgeflaut. In der Konsolidierungsphase stützt der Widerstand bei 11 Euro und die 90-Tage-Linie knapp darunter.
Die Unsicherheit, wie sich das Geschäft bei der Lufthansa in den kommenden Jahren entwickeln wird, bleibt nach wie vor sehr hoch. Die Aktie dürfte ihre heftigen Kursschwankungen weiterhin fortsetzen, weswegen sich aktuell weder der Einstieg auf der Long- noch auf der Short-Seite anbietet. Anleger sollten weiter abwarten.
Mit Material von dpaAFX.
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