In einem extrem schwachen Gesamtmarktumfeld kann die Aktie der Deutschen Lufthansa am Mittwoch zumindest leicht zulegen. Hintergrund sind positive Aussagen von Vorstandschef Carsten Spohr auf der Hauptversammlung der Airline.
Überraschend ging Spohr einen Schritt auf die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) zu und bot ihr die lange geforderte Gesamtschlichtung zu allen offenen Tariffragen an. Noch in dieser Woche könne über die Person des Schlichters gesprochen werden. Die offenbar überraschte Gewerkschaft will die Offerte nun prüfen. Der gefühlte Dauerstreik seit April 2014 hat dem DAX-Konzern laut Spohr bereits einen Schaden von 274 Millionen Euro zugefügt, weitere Buchungsrückgänge seien auch im aktuellen Quartal spürbar.
Größte Baustelle bleibt das margenschwache Passagiergeschäft der Hauptmarke Lufthansa. Die Schweizer Tochter Swiss liefert konstant hohe Gewinne ab, selbst die lange darbende Austrian Airlines sieht Spohr im Steigflug, und Lufthansa Technik sowie die LSG Sky Chefs sind ohnehin eine sichere Bank im Konzern. Doch die Kranichlinie mit ihrer überalterten Flotte, einer teuren Verwaltung und den streikfreudigen Piloten büßte zuletzt Gewinn ein. "Es wird zwar viel geflogen, aber kein Geld mehr verdient", fasste Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment die Lage zusammen.
Spohr will das ändern, indem er die Service-Sparten stärkt und die Billigfliegerei ausbaut. Im laufenden Jahr will er den Gewinn vor Zinsen und Steuern - Sonderfaktoren herausgerechnet – von zuletzt 1,2 Milliarden auf mehr als 1,5 Milliarden Euro im laufenden Jahr steigern. Dabei baut er auf tausende großer und kleiner Spar- und Effizienzmaßnahmen aus dem Sanierungsprogramm "Score" und eine Strategie, die zwischen billig und Fünf-Sterne-Luxus differenziert.
Abwarten
Auch mit Blick auf die Dividende hatte Spohr Neuigkeiten im Gepäck. Für 2015 könnten Aktionäre wieder etwas bekommen – 32 bis 81 Cent je Aktie seien denkbar, so Spohr. Vom bisherigen Spitzenwert von 1,25 Euro aus dem Jahr 2007 wäre die Ausschüttung aber noch weit entfernt. Ob die Trendwende bei der Lufthansa-Aktie nachhaltig ist, steht noch in den Sternen. Anleger warten ab. Erst bei einem Sprung über die 14-Euro-Marke hellt sich die Charttechnik nachhaltig auf.
(mit Material von dpa-AFX)