Das Tauziehen um Teile der insolventen Air Berlin beginnt. Die Lufthansa hat dem Gläubigerausschuss ein erstes Angebot vorgelegt. Und auch Ryanair will womöglich für Air Berlin bieten – ganz oder teilweise.
Bei der ersten Sitzung des Gläubigerausschusses am gestrigen Mittwoch ist die Lufthansa mit einem ersten Gebot für Teile von Air Berlin vorgeprescht. In Form einer Absichtserklärung hat die Airline dabei konkretes Interesse an Unternehmensteilen geäußert und Preisvorstellungen genannt.
Zwar seien nach Informationen des Handelsblatts keine Details des Papiers nach außen gedrungen, im Wesentlichen sei aber bekannt, worum es der Lufthansa geht. Neben 38 bereits gemieteten Flugzeugen will man rund 50 weitere Air-Berlin-Jets übernehmen. Zudem hat die Lufthansa ihr Interesse an der Touristiksparte Niki konkretisiert.
Der Gläubigerausschuss sammelt nun zunächst ähnliche Erklärungen weiterer Interessenten. So interessiere sich der britische Billigflieger Easyjet laut Insider-Informationen für bis zu 40 Jets sowie Landrechte in Berlin und Hamburg. Als weitere potenzielle Käufer gelten Tuifly und die Thomas-Cook-Tochter Condor.
Ryanair: Ausnahme für Air Berlin?
Derweil versucht Ryanair-Chef Michael O’Leary mit aller Macht zu verhindern, dass Konkurrent Lufthansa durch die Übernahme großer Teile von Air Berlin noch stärker und vor allem bei innerdeutschen Verbindungen zum Quasi-Monopolisten wird.
Neben lautstarker Kritik setzt O’Leary dabei inzwischen auf ein eigenes Angebot für den insolventen Konkurrenten – auch wenn teure Zukäufe bisher so gar nicht das Ding des irischen Billigfliegers waren. „Wir würden uns sehr freuen, für die gesamte Air Berlin zu bieten“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Er moniert aber, dass sein Interesse bisher ignoriert worden sei und Ryanair keinen Zugang zu den vertraulichen Air-Berlin-Zahlen erhalte, um ein konkretes Angebot zu erstellen. Experten sehen allerdings keine allzu großen Chancen, dass Ryanair damit zum Zuge kommt.
Quelle: The Wall Street Journal
Ryanair bleibt Favorit
Während die Lufthansa-Aktie weiterhin von der Aussicht auf Schnäppchen aus der Insolvenzmasse getragen wird, sind die Papiere von Ryanair zuletzt etwas von ihrem Allzeithoch zurückgekommen. Branchenfavorit des AKTIONÄR bleiben aber trotzdem die Iren. Mit kräftigem Wachstum aus eigener Kraft hat Ryanair die Konkurrenz auf dem europäischen Markt längst auf die Plätze verwiesen – und dürfte diese Dominanz sogar noch weiter ausbauen.
Aus charttechnischer Sicht präsentiert sich die Ryanair-Aktie trotz des kleinen Rücksetzers vom Allzeithoch stark: Der langfristige Aufwärtstrend ist intakt, die Unterstützung im Bereich von 17,75 Euro sollte Halt geben. Die Aktie bleibt ein Kauf.