Die Lufthansa hat die aktuelle Euphorie an den Börsen genutzt, um relativ günstig an frisches Geld zu kommen. Der vom Staat gerettete MDAX-Konzern sammelte mit der Ausgabe einer Wandelanleihe 600 Millionen Euro bei institutionellen Anlegern ein, wie er am Dienstagabend in Frankfurt mitteilte. Der Zinssatz liegt bei 2,0 Prozent pro Jahr. Am Morgen hatte der Konzern noch damit gerechnet, den Geldgebern einen Zinssatz von 2,25 bis 2,75 Prozent bieten zu müssen.
Angesichts der hohen Nachfrage setzte die Lufthansa die Konditionen für die Anleger im Tagesverlauf herab und erhöhte die Zielsumme von 525 Millionen auf 600 Millionen Euro. Den Angaben zufolge war das Angebot mehr als sechsfach überzeichnet. Die Lufthansa wertete die große Nachfrage als Vertrauensbeweis der Geldgeber. Die Anleihe sei für den Konzern ein weiterer Schritt, um bestehende Verbindlichkeiten und die staatlichen Hilfsgelder zu refinanzieren.
Die Wandelanleihe hat eine Laufzeit bis 17. November 2025. Dann will Lufthansa den Investoren ihr Geld zurückzahlen, sofern sie die Papiere nicht zuvor zurückgekauft hat oder sie in Aktien gewandelt wurden.
Die Anleger haben die Möglichkeit, die Anleihe gegen neue oder bestehende Aktien der Lufthansa einzutauschen. Der anfängliche Wandlungspreis wurde nun auf 12,96 Euro festgelegt, was einer Wandlungsprämie von 40 Prozent über dem Referenzkurs von 9,2545 Euro entspricht.
Ein Polster für die kommenden Monate
Der Zusammenbruch des Flugverkehrs in der Corona-Krise macht der Lufthansa wie der gesamten Branche schwer zu schaffen. Der Verlust des Airline-Konzerns wuchs im dritten Quartal auf knapp 2 Milliarden Euro. Der operative Abfluss von Barmitteln beschleunigte sich zudem wieder und soll im vierten Quartal auf maximal 350 Millionen Euro pro Monat begrenzt werden.
Die Lufthansa-Gruppe verfügte nach jüngsten Angaben Ende September über liquide Mittel in Höhe von 10,1 Milliarden Euro. 6,3 Milliarden Euro daraus stammen aus der gemeinsamen Staatshilfe von mehr als 9 Milliarden Euro von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien.
Die guten Nachrichten bei der Lufthansa häufen sich endlich wieder. Der Favorit des AKTIONÄR im Airline-Sektor bleibt aber weiterhin die Aktie von Ryanair. Der irische Billigflieger hat wegen der deutlich niedrigeren Kostenbasis und der höheren Flexibilität bessere Chancen, schneller wieder zurück in die Spur zu kommen.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angespro-chenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Lufthansa.
Mit Material von dpa-AFX