Neben starken Nerven brauchen Aktionäre der Deutschen Lufthansa nach zwei Jahren Corona-Krise weiterhin vor allem eine Tugend: Geduld. Wenn Unternehmenschef Carsten Spohr am Dienstag (10.00 Uhr) vor die Eigentümer tritt, hat er anstelle einer konkreten Gewinnprognose vor allem die Hoffnung auf bessere Zeiten im Gepäck.
Bei der erneut online abgehaltenen Hauptversammlung werden die Aktionäre das dritte Jahr in Folge ohne Dividende auskommen müssen. Der hohe Schuldenstand und ein großer Investitionsbedarf setzen dem MDAX-Konzern zudem enge Grenzen für die kommenden Jahre.
Solange der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes mit an Bord ist, darf ohnehin keine Dividende gezahlt werden. Der Bund ist verpflichtet, seine Anteile bis Oktober 2023 zu verkaufen, was immer wieder auf den Börsenkurs drücken dürfte. Als Vorgeschmack für weitere Kapitalerhöhungen schlägt das Unternehmen den Aktionären zudem vor, den Rahmen der Kapitalbevorratung deutlich auszuweiten.
"Nach zwei Jahren Pandemie lassen wir die Krise heute mental hinter uns und blicken gestärkt in die Zukunft", lautet der zentrale Satz in Spohrs bereits vorab veröffentlichter Rede. Man sei besser durch die Krise gekommen als die meisten Wettbewerber und habe die Pandemie genutzt, um neue Stärken zu entwickeln. Das Flugangebot wurde stärker auf Privatreisende ausgerichtet. Der Multi-Marken-Konzern ist nach dem Abbau von rund 36 000 Stellen schlanker geworden und prüft im Fall der Altitalia-Nachfolgerin ITA sogar eine Übernahme.
Es dürfte spannend werden, welche Worte Carsten Spohr wählen wird. Fakt ist: Der Flugverkehr und auch die Lufthansa selbst dürften sich im laufenden Jahr kräftig erholen. Dennoch könnten die harte Konkurrenz und Altlasten aus zwei schwierigen Jahren den Kurs noch längere Zeit belasten. Die Aktie ist eine Halteposition (Stopp: 5,50 Euro).
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Lufthansa.
Mit Material von dpa-AFX