Die Aktie der Lufthansa ist am Freitag auf ein neues 17-Jahres-Tief gesunken. Der Chef der Kranich-Airline, Carsten Spohr, macht nun zumindest Hoffnung, dass es beim wichtigen Langstreckengeschäft endlich Fortschritte gibt. Er erwartet in den kommenden Wochen grünes Licht seitens der Regierungen für die geplanten Corona-Schnelltests auf Flügen zwischen Deutschland und Nordamerika. Die Tests seien der Schlüssel zur Wiedereröffnung zahlreicher Strecken, sagte Spohr am Freitag auf einer virtuellen Luftverkehrskonferenz. Ohne diese Tests werde der Transatlantik-Verkehr nicht in Schwung kommen.
Mit den Corona-Schnelltests unmittelbar vor dem Abflug sollen wieder mehr Flugreisen auf interkontinentalen Strecken möglich werden. Negative Testergebnisse müssten die Passagiere dabei von den geltenden Einreiseverboten befreien. Spohr kündigte erste Flüge unter diesen Bedingungen noch in diesem Jahr an, ein testbasiertes Verbindungsnetzwerk werde voraussichtlich bis zum zweiten Quartal 2021 entstehen. Man sei zu den Einreisebestimmungen in Verhandlungen mit den Regierungen der USA und Kanada.
5.000 weitere Stellen fallen weg
Spohr bestätigte einem Unternehmenssprecher zufolge zudem die Dimension des anstehenden Stellenabbaus. Lufthansa hatte am Montag bekannt gegeben, dauerhaft weitere 50 zu bereits vorher genannten 100 Jets dauerhaft stillzulegen. Das könnte die Streichung weiterer rund 5000 Stellen bedeuten, zusätzlich zu 22 000 bereits genannten.
Lufthansa will die Tests voraussichtlich nicht mit eigenem Personal durchführen. Schon bislang hat das Unternehmen bei den freiwilligen Tests am Frankfurter Flughafen auf die Dienste des Anbieters Centogene zurückgegriffen. Denkbar ist auch eine Verlagerung der Kosten auf die Passagiere.
Mit den Gewerkschaften geht der Streit um den Stellenabbau weiter. Die Kabinengewerkschaft Ufo sagte am Freitag einen für Montag geplanten "strategischen Dialog" mit dem Unternehmen und den beiden anderen Tarifpartnern Verdi und Vereinigung Cockpit ab. Man fühle sich als Feigenblatt einer angeblich funktionierenden Sozialpartnerschaft missbraucht, erklärte dazu Ufo-Chef Daniel Flohr.
Die Flugbegleiter haben im Juni als bislang einzige Berufsgruppe einen langfristigen Sanierungs-Tarifvertrag geschlossen, sind seitdem aber bei der konkreten Umsetzung nicht vorangekommen. "Es gibt keine Bereitschaft, gemeinsame Strategien zu entwickeln. Wortbruch gegenüber Germanwings und SunExpress mit hartem Stellenabbau sind Ausdruck für das Gegenteil von verantwortlichem und partnerschaftlichem Vorgehen", warf Flohr dem Lufthansa-Management vor.
Es sieht für die Lufthansa-Aktie nach wie vor nicht gut aus: Das Marktumfeld bleibt sehr schwierig, extrem harte Verhandlungen mit den Gewerkschaften stehen bevor und das Chartbild ist schwer angeschlagen. Anleger sollten weiterhin einen Bogen um den MDAX-Titel machen!
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Lufthansa.
(Mit Material von dpa-AFX)