Die Lufthansa und natürlich auch die Investoren hoffen, dass den Frankfurtern die ersehnte Rückkehr in den deutschen Leitindex DAX noch in diesem Jahr gelingt. Die nächste Chance dafür kommt am 5. September. Dann steht die planmäßige Überprüfung der Zusammensetzung der Indizes durch die Deutsche Börse an. Wie ist der aktuelle Stand – wann wäre die Umsetzung?
Wenn die Überprüfung zugunsten des Frankfurter Luftfahrt-Unternehmens ausgehen sollte, dann wären die Lufthansa-Papiere ab dem 18. September wieder sichtbares Mitglied des elitären DAX-40-Clubs. Größter Konkurrent im Aufstiegsrennen ist der derzeit Fresenius Medical Care (FMC), wobei ein echter Abstiegskandidat gar nicht vorhanden ist.
Beiden Aspiranten könnte die Rückkehr jedoch über die sogenannten „Fast-Entry-Regel“ gelingen. Der Fresenius-Tochter fehlen aktuell – zum begehrten Platz 33, der eine Aufnahme ermöglich – 500 Millionen Euro an Marktkapitalisierung, bei der Lufthansa sind es derzeit rund 900 Millionen Euro, weshalb der MDAX-Konzern (noch) zu wenig auf die Börsenwaage bringt. Sollte einer der beiden Kandidaten seinen Aktienkurs kurzfristig überdurchschnittlich stark steigern, könnte das Zalando als derzeit kleinsten DAX-Wert in Bedrängnis bringen – und womöglich zum Abstieg verdonnern.
Hintergrund: Möglich ist der Wiederaufstieg für die Lufthansa überhaupt nur deshalb, weil das Unternehmen im Geschäftsbericht 2022 rückwirkend zwei wichtige Kennziffern des Jahres 2021 „angepasst“ hat und damit die formalen Kriterien für einen DAX-Aufstieg erfüllt.
Neu in den DAX dürfen nämlich nur Unternehmen, die zwei Geschäftsjahre in Folge einen operativen Gewinn ausgewiesen haben. 2022 schloss die Lufthansa mit hohem Gewinn ab, doch 2021 war das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ursprünglich negativ. Im 2022er-Geschäftsbericht, in dem auch die Zahlen von 2021 ausgewiesen werden, wurde aus einem EBITDA von minus 90 Millionen Euro jedoch eines in Höhe von plus 593 Millionen Euro – dank einer bilanziellen Anpassung. Unter anderem hat die Lufthansa das Ergebnis zum Beispiel um Abfindungen oder Rechtskosten bereinigt, die nicht aus normalen Geschäftsaktivitäten stammen.
Und: 2023 dürfte ein sehr starkes Jahr werden. Beim operativen Gewinn (EBITDA) wird für das laufende Geschäftsjahr ein Zuwachs um 1,2 Milliarden auf rund 5,1 Milliarden Euro erwartet. Und das Nettoergebnis dürfte sich auf 1,75 Milliarden Euro belaufen, das wäre das drittbeste Ergebnis der Konzerngeschichte. Pro Aktie würde der Gewinn 1,35 Euro betragen, woraus sich ein KGV von lediglich 6,1 ergeben würde.
Klar, ein DAX-Aufstieg dürfte den Lufthansa-Kurs spürbar beflügeln, da DAX-Fonds beziehungsweise -ETFs dann auch die Lufthansa entsprechend anteilig kaufen (abbilden) müssen. Ob es gelingt, bleibt indes abzuwarten. Daher ist die Aktie derzeit – trotz der starken operativen Aussichten derzeit aufgrund des wenig einladenden Chartbilds – lediglich eine Halteposition.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.