Der Chef der zum Reisekonzern Thomas Cook gehörenden Fluglinie Condor, Ralf Teckentrup, kann sich eine Übernahme durch die Lufthansa vorstellen. Er könne die Idee nachvollziehen, sagte Teckentrup den Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" (Donnerstagausgaben), unter anderem der "Leipziger Volkszeitung". „Wir fliegen im kommenden Winter von Frankfurt aus mit 16 Maschinen. Das würde zur Lufthansa passen", so der Condor-Chef weiter. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte kürzlich erklärt, er könne sich mehr touristische Flüge von Frankfurt aus in seinem Konzern gut vorstellen.
"Wenn die Lufthansa Interesse hat, sollte sie sich bei unserer Muttergesellschaft Thomas Cook melden, die sich überlegt, die Airlines des Konzerns zu verkaufen", sagte Teckentrup weiter. Die Gesellschaft sei „kerngesund" und verdiene Geld. „Wer uns kauft, will mit der Airline etwas anfangen. Deshalb bin ich entspannt und guter Laune." Der Konzern Thomas Cook hatte seine Fluggesellschaften inklusive der deutschen Tochter Condor im Februar öffentlich zum Verkauf gestellt und mehrere Investmentbanken mit der Abwicklung beauftragt. Ob und welche Fluggesellschaften Interesse angemeldet haben, ist bislang nicht bekannt. Man sei noch in einer sehr frühen Phase, erklärte am Donnerstag ein Sprecher der TC-Airlines. Lufthansa-Chef Spohr hatte öffentlich vor allem Interesse am Langstreckenangebot der Gesellschaft erklärt, die früher einmal zum Lufthansa-Konzern gehört hatte. Auch die irische Ryanair interessiert sich.
Derweil drohen der Lufthansa möglicherweise Streiks. Die Gewerkschaft Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) hat der Lufthansa für den Sommer mit Streiks gedroht. Sollte sich die "totale Verweigerungshaltung der Lufthansa" bis zum 30. Juni nicht "deutlich verbessert" haben, laufe alles auf einen "massiven Streik des Kabinenpersonals" hinaus, sagte UFO-Chef Nicoley Baublies dem Nachrichtenmagazin "Focus". Lufthansa verweigert derzeit Tarifverhandlungen mit der UFO, weil das Unternehmen an der Rechtmäßigkeit des Vorstandes zweifelt.
Lufthansa-Aktie unter den Schwächsten im DAX
Die Aktie der Lufthansa begibt sich zum Wochenschluss erneut auf Sinkflug. Das Papier verliert 0,3 Prozent auf 19,53 Euro. Damit ist die Aktie ein der nur sechs Werten (neben Deutsche Bank, E.on, RWE, Deutsche Telekom und Wirecard) im DAX, die am heutigen Tag ein negatives Vorzeichen vorzuweisen haben. Im Monatsvergleich ist das Lufthansa-Papier mit minus 12,7 Prozent der zweitschwächste Wert im DAX. Nur Bayer hat sich mit minus 19,9 Prozent noch schlechter entwickelt. Seit dem Allzeithoch vor gut einem Jahr hat die Aktie der Lufthansa sogar mehr als 37 Prozent eingebüßt.
Dennoch sieht DER AKTIONÄR die mittlerweile günstig bewertete Aktie als attraktives Langfrist-Investment. Angesichts des angeschlagenen Charts sollten noch nicht investierte Anleger allerdings noch eine Bodenbildung abwarten. Wer die DAX-Titel bereits im Depot hat, beachtet den Stopp bei 16,80 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)