Die Aktien der beiden Chemie-Titel Evonik und Lanxess geben im heutigen Handel in einem etwas mauen Marktumfeld deutlich nach. Im Zuge der kräftigen Kursgewinne in der vergangenen Handelswoche ist dies aber noch kein Grund zur Sorge. Zumal die jüngsten Meldungen durchaus Anlass zur Hoffnung geben.
So haben etwa die Ankündigungen von milliardenschweren Investitionsprogrammen für Rüstung und Infrastruktur für eine deutliche Verbesserung der Konjunkturerwartungen von Anlegern gesorgt. Der Sentix-Konjunkturindex für die Eurozone ist im März deutlich stärker als erwartet gestiegen. Der vom Analyseinstitut Sentix erhobene Konjunkturindikator kletterte um 9,8 Punkte auf minus 2,9 Punkte, hieß es in einer am Montag in Limburg veröffentlichten Mitteilung. Damit hat sich der Konjunkturindikator den zweiten Monat in Folge verbessert und den höchsten Wert seit dem vergangenen Juni erreicht. Analysten hatten im Schnitt eine deutlich geringere Verbesserung auf minus 9,3 Punkte erwartet.
"Die Ankündigung von schuldenfinanzierten Rüstungsprogrammen sowie von Infrastrukturinvestitionen haben die Anleger für die weitere konjunkturelle Entwicklung regelrecht euphorisiert", heißt es in der Mitteilung. Der Anstieg des Konjunkturindikators sei der drittgrößte Monatsanstieg seit Erhebungsbeginn des Sentix Konjunkturindex im Jahre 2003. Die Sentix-Experten weisen darauf hin, dass die Hoffnungen auf eine bessere konjunkturelle Entwicklung "ganz wesentlich auf Deutschland ruhen". "Mit massiven schuldenfinanzierten Investitionen in Rüstungsgüter soll die europäische Wirtschaft wieder durchstarten."
An den Finanzmärkten wird die Konjunkturumfrage von Sentix beachtet, weil sie früh im Monat erscheint. Beobachter erhoffen sich Hinweise auf andere Indikatoren wie die ZEW-Konjunkturerwartungen oder das Ifo-Geschäftsklima. Die Umfrage von Sentix wurde vom 6. bis 8. März unter 1.097 Investoren durchgeführt, davon 208 institutionelle Anleger.
Indes hat die deutsche Industrie zu Beginn des Jahres die Produktion auch dank einer positiven Entwicklung in der Autoindustrie gesteigert. Im Januar legte die Fertigung laut den Daten des Statistischen Bundesamts in den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes im Monatsvergleich um 2,0 Prozent zu. Dies ist der stärkste Produktionsanstieg seit vergangenen August. Experten gehen nach den Produktionsdaten davon aus, dass die deutsche Industrie nach einer längeren Schwächephase ihre Talsohle erreicht hat.
Im Dezember hatte der für die deutsche Wirtschaft wichtige Industriesektor noch einen Produktionsdämpfer verzeichnet, der aber weniger stark als bisher bekannt ausgefallen war. Das Bundesamt revidierte den Rückgang im Dezember nach oben. Demnach ging die Fertigung im Monatsvergleich nur um 1,5 Prozent zurück, nachdem zuvor ein Dämpfer um 2,4 Prozent gemeldet worden war. Der Auftakt in das neue Jahr ist besser als von Analysten erwartet ausgefallen. Diese hatten im Schnitt nur mit einem Plus in Höhe von 1,5 Prozent gerechnet.
"Die positive Entwicklung der Produktion im Januar ist insbesondere auf den Anstieg in der Automobilindustrie zurückzuführen", heißt es in der Mitteilung. Hier meldete das Bundesamt einen Anstieg um saison- und kalenderbereinigt 6,4 Prozent zum Vormonat. Auch die Produktionszuwächse in der Nahrungsmittelindustrie hätten das Gesamtergebnis positiv beeinflusst. Negativ wirkte sich hingegen der Rückgang im Bereich Herstellung von Metallerzeugnissen aus, wie es weiter heißt.
Nach Einschätzung von Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei der ING Bank, zeigen die Produktionsdaten, dass die deutsche Industrie die Talsohle erreicht habe. Allerdings sei es "noch zu früh, von einer substanziellen Trendwende zu sprechen".
Die Perspektiven hellen sich für Lanxess und Evonik allmählich wieder auf. Die beiden im historischen Vergleich auch sehr günstig bewerteten Aktien bleiben für Mutige attraktiv. Bei den Anteilen von Lanxess sollte die Position mit einem Stoppkurs bei 21,50 Euro nach unten abgesichert werden. Bei Evonik kann er vorerst noch bei 16,00 Euro belassen werden.
Enthält Material von dpa-AFX