Bereits seit geraumer Zeit haben die deutschen Chemieproduzenten Evonik, Lanxess und Covestro mit der anhaltend schwachen Entwicklung der Weltwirtschaft zu kämpfen. Zudem belasteten die hohen Energiekosten die Konzerne gerade im Jahre 2022. Doch zumindest bezüglich der Gaspreise dürfte man sich in den Vorstandsetagen der drei Chemiefirmen mittlerweile nicht mehr ganz so viele Gedanken machen.
So ist der Preis für europäisches Erdgas vergangene Woche auf den tiefsten Stand seit 2021 gefallen. Der Preis für den richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat sank an der Börse in Amsterdam bis auf 22,31 Euro je Megawattstunde (MWh). Derart günstig wurde der Kontrakt zuletzt im Mai 2021 gehandelt und damit lange bevor der russische Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine einen extremen Preissprung ausgelöst hatte. "Die Talfahrt am europäischen Gasmarkt findet kein Ende", sagte Rohstoffexpertin Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Sie erklärte die Entwicklung mit einer milden Witterung und der schwächelnden Konjunktur. Seit Beginn des Jahres hat sich der Rohstoff etwa 30 Prozent verbilligt.
Seit etwa vier Monaten ist der Preis für Erdgas tendenziell auf Talfahrt. Der Beginn des Gaza-Kriegs im Nahen Osten hatte die Notierungen im vergangenen Oktober zwar zeitweise wieder über 50 Euro steigen lassen, dann setzte aber im November eine Trendwende ein.
In vielen europäischen Ländern ist der Winter vergleichsweise mild ausgefallen. Dies bremst die Gasnachfrage. Darüber hinaus sorgt die lahmende Konjunktur für weniger Verbrauch an Erdgas. Zwar ist der Gesamtfüllstand der Erdgasspeicher in Deutschland seit Beginn des Jahres nahezu kontinuierlich gesunken. Er ist aber für die Jahreszeit weiterhin vergleichsweise hoch. Am 21. Februar lag der Gesamtfüllstand bei 71,15 Prozent, wie aus jüngsten Daten des europäischen Gasspeicherverbands GIE hervorgeht.
Im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine war der Gaspreis im Jahr 2022 in nie gekannte Höhen gestiegen. Damals mussten zwischenzeitlich über 300 Euro pro Megawattstunde auf den Tisch gelegt werden.
Die gesunkenen Gaspreise helfen Evonik, Lanxess und Covestro natürlich. Für eine nachhaltig positive Kursentwicklung wäre eine besser laufende Weltwirtschaft noch wichtig. Doch die aktuelle konjunkturelle Schwäche sollte angesichts der im historischen Vergleich sehr günstigen Bewertung bereits bei allen Aktien eingepreist sein. Die Positionen sollten weiterhin mit Stoppkursen bei 44,00 Euro (Covestro) beziehungsweise 19,50 Euro (Lanxess) und 15,00 Euro (Evonik) abgesichert werden.
Mit Material von dpa-AFX