Im Vorjahr litten die Aktienkurse von Chemieriesen wie BASF oder Lanxess noch stark unter den Sorgen, dass in Deutschland im Winter 2022/23 eine Gasmangellage entstehen könnte. Zu diesem Horrorszenario für die Branche kam es nicht - und auch für die nächste kalte Jahreszeit sieht es gut aus. Denn Deutschland spart weiter Gas.
In der vergangenen Woche lag der Gasverbrauch 18,2 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021, wie die Bundesnetzagentur am Donnerstag berichtete. Dabei geholfen haben dürften auch die etwas höheren Durchschnittstemperaturen: Sie lagen 1,1 Grad über dem Durchschnitt der vier Referenzjahre.
Die Industrie verbrauchten 20 Prozent, Haushalte und Gewerbe 16 Prozent weniger. Behördenpräsident Klaus Müller bezeichnete den Rückgang als "relevant". "Jede Einsparung schont den Geldbeutel, hilft dem Klima & unterstützt die Gasspeicherbefüllung für den Winter 23/24", kommentierte er die neuesten Zahlen in einem Tweet.
Die Füllstände der deutschen Gasspeicher nehmen derzeit - wie im Winter üblich - weiter ab. Am Mittwochmorgen lag der Gesamt-Füllstand nach vorläufigen Daten bei 69,5 Prozent. Das waren knapp 0,6 Prozentpunkte weniger als am Vortag, wie aus Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervorging. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor lag der Füllstand bei 28,6 Prozent.
Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden verzeichnete am Dienstag einen Füllstand von 84,6 Prozent. EU-weit lag der Füllstand bei rund 61,1 Prozent. Das waren 0,5 Prozentpunkte weniger als am Vortag.
Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Am Morgen des 14. November war ein Füllstand von 100 Prozent verzeichnet worden.
Zu beachten ist, dass neben der Gas-Entnahme aus den Speichern weiter dauerhaft Gas durch Pipeline-Importe nach Deutschland fließt. Am Dienstag erhielt Deutschland laut Bundesnetzagentur Erdgas aus Norwegen, den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Gas fließt mittlerweile auch über neue LNG-Terminals an den deutschen Küsten in das deutsche Fernleitungsnetz.
Die Sorgen bezüglich einer Gasmangellage lösen sich weiter auf. Aktuell belasten weiter die anhaltend hohen Energiepreise sowie die Ängste vor einem längeren Abschwung der Weltwirtschaft, der die beiden konjunkturabhängigen Chemieriesen natürlich deutlich belasten würde. Mutige können dennoch weiterhin darauf setzen, dass die aktuell günstig bewerteten Aktien ihre Erholung bald wieder fortsetzen. Wichtig dabei: Stoppkurse setzen. Bei BASF sollte die Absicherung vor größeren Verlusten bei 42,00 Euro platziert werden, bei Lanxess bei 31,00 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX