Das Rennen um die Infrastruktur der Zukunft für Autos ist gestartet. Neben den heimischen Autobauern gehen auch Großkonzerne wie die Deutsche Telekom und Siemens mit an den Start. Ziel: ein flächendeckendes Ladenetz für E-Autos.
Die Deutsche Telekom drückt bei der Elektromobilität aufs Tempo. Der Konzern will sein eigenes Netz nutzen, um den Ausbau der Elektromobilität in Deutschland voranzutreiben. Vorstandschef Tim Höttges kündigte in der Automobilwoche an, ein flächendeckendes Ladenetz für E-Autos errichten zu wollen. Dazu müssten nur die 380.000 Telekom-Kabelverzweiger am Straßenrand zu Ladestationen ausgebaut werden. Diese Kästen haben eine Stromversorgung, eine Batteriepufferung und eine digitale Messstelle. „Da müssen wir vorne nur einen Stöpsel dranmachen, dann können alle Elektroautos daran tanken“, wird Höttges zitiert. Dem Vernehmen nach sind bereits rund 12.000 geeignete Standorte mit Parkmöglichkeiten in der Nähe der grauen Telekom-Kästen identifiziert. Erste Prototypen sollen noch in diesem Jahr installiert werden. Die Telekom will dazu einen bedeutenden Millionenbetrag investieren.
Ungeachtet dessen geben auch die deutschen Autobauer beim Bau von Schnellladestationen für E-Autos Gas. Das extra dafür gegründete Unternehmen, an dem BMW, Daimler und Ford sowie Volkswagen mit den Töchtern Audi und Porsche zu je einem Viertel beteiligt sind, firmiert unter dem Namen Ionity. Die Stationen sollen rund 120 Kilometer voneinander entfernt liegen und dabei über mehrere Ladesäulen verfügen. Noch bis Ende dieses Jahres soll es die ersten 20 von insgesamt 400 geplanten „Super-Chargern“ geben. Zur Höhe der Investitionen wollen die Beteiligten keine Angaben machen, sie soll aber im dreistelligen Millionenbereich liegen. Ebenfalls keine offiziellen Informationen gibt es über die Zulieferer. Aus Finanzkreisen ist aber zu hören, dass der Schweizer Elektro- und Automatisierungsspezialist ABB als Systemlieferant und auch Technotrans mit an Bord sind. Die Ostwestfalen sollen dabei für die richtige Kühlung der Schnell-Ladestationen beziehungsweise des Ladekabels sorgen.
Siemens geht einen anderen Weg. Der Konzern will, dass Straßenlaternen verstärkt mit Steckdosen ausgestattet werden, an die Fahrer ihre Elektroautos einstöpseln können. Der DAX-Riese ist daher beim Berliner Startup Ubitricity eingestiegen, das diese Idee bereits seit einiger Zeit verfolgt und zuletzt vor allem in London umsetzt. Das Ubitricity-System basiert dem Vernehmen nach auf einem mobilen Stromzähler mit integriertem Kabel, für den der Nutzer einen eigenen Stromvertrag abschließen kann. Da die meiste Technik schon in dem mobilen Zähler integriert ist, ist der Ladepunkt vergleichsweise preiswert.