Die Annäherung der USA mit China am Rande des G20-Gipfels sorgt am Montag für ein Kursfeuerwerk bei chinesischen Aktien. Mutige Investoren sollten sich heute ausgewählte Titel auf die Watchlist legen. Von einem Wert sollten man allerdings besser die Finger lassen.
Ein bisschen Frieden
Was ist passiert? Am Rande des G20-Gipfels am Wochenende im japanischen Osaka ist es zu einer vorläufigen Einigung zwischen den USA und China im seit Monanten schwelenen Handelsstreit gekommen.Beide Länder einigten sich darauf, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen und verzichten auf neue Strafzölle. Vorerst. Die globalen Aktienmärkte reagierten am Morgen auf die Entspannung mit kräftigen Aufschlägen, wobei die beiden Festlandbörsen in Shenzen und Shanghai 3,3 Prozent bzw. 2,1 Prozent in die Höhe sprangen.
Wenn am Nachmittag die Börsen in New York eröffnen, werden vor allem die Aktien chinesischer Tech-Aktien im Fokus der Anleger stehen. DER AKTIONÄR zählt das E-Commerce-Schwergewicht Alibaba zu den größten Profiteuren der jüngsten Entwicklung. Zwar erlöst das Unternehmen, das mit Tmall und Taobao die beiden größten B2C-Plattformen in China betreibt, weniger als zehn Prozent der Gesamtumsätze in internationalen Märkten. Eine weitere Zuspitzung im Konflikt hätte jedoch die Expansionsbemühungen im Cross-Border-Geschäft erschwert. DER AKTIONÄR ist langfristig bullish für die Aktie und sieht Potenzial bis 200 Dollar und darüber.
Als Nachzügler könnte am Montag auch Momo stärker gefragt sein. Die Aktie ist stark bei Live-Videos aufgestellt, hat mit Tantan einen attraktiven und wachstumsstarken Tinder-Klon im Angebot und ist mit KGV 11 überdies sehr günstig bewertet. 2019 glich bislang einer Achterbahnfahrt: Von Januar bis April stieg die Aktie um mehr als 60 Prozent, nur um anschließend bis Ende Mai um 39 Prozent abzustürzen. In einem ruhigeren Umfeld könnte Momo die Hochs aus dem Vorjahr bei 55 Dollar erreichen. Selbst in einem solchen Szenario beträgt das Gewinnnvielfache nicht einmal 20.
Mit iQiyi kaufen Anleger die chinesische Version von Netflix. Der chinesische Streaming-Dienst zählt hunderte Millionen Nutzer, die das kostenfreie – durch Werbeeinblendungen finanzierte – Angebot nutzen. Die kostenpflichtigen Abos erreichten im letzten Quartal hingegen einen Wert von 99 Millionen Kunden, ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Erlöse aus dem Abo-Geschäft stiegen gegenüber dem Vorjahr deutlich um 64 Prozent. Iqiyi feilt an eigenen Produktionen, um noch attraktiver für die Kunden zu werden, verbrennt dabei aber auch viel Geld. Das macht die Aktie sehr spekulativ. Anleger sollten nur kleine Beträge investieren.
Einer der Favoriten des AKTIONÄR in China bleibt die GDS Holding. Der Betreiber von Datencentern zählt die Creme de la Creme der chinesischen Tech-Szene zu seinen Kunden und ermögliches es Alibaba und Co überhaupt erst flächdeckende Cloud-Dienste anzubieten. Bislang hat sich GDS Holding mit den Datencentern auf Tier-1-Städte konzentriert (Metropolen), doch zukünftig soll die Präsenz in kleineren Städten ausgebaut werden. Als Marktführer bei Datencentern profitiert GDS Holding überproportional von der steigenden Nachfrage nach Server-Kapazitäten. Das Haar in der Suppe: Die rasante Expansion sorgt dafür, dass GDS erst 2021 die Gewinnschwelle erreicht. Die Aktie steht charttechnisch unmittelbar vor dem Sprung über einen wichtigen horizontalen Widerstand.
So spannend DER AKTIONÄR das langfristige Potenzial von Baidu bewertet – bei Künstlicher Intelligenz und dem Autonomen Fahren ist die Firma spitze – so wenig scheint das Papier für eine kurzfristige Spekualtion zu taugen. Nach den enttäuschenden Q1-Zahlen ist Baidu vielmehr auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallen und zeigte bislang wenig Ambitionen für eine Gegenbewegung. Erst wenn die Erlöse aus den zukunftsträchtigen Geschäftssparten sichtbarer werden, könnte die Kursschwäche nachhaltig überwunden werden.
Chinas Aktien zählen am Montag zu den Gewinnern weltweit und die Aktien chinesischer Tech-Aktien dürften an der Wall Street kräftige Kursgewinne verzeichnen. DER AKTIONÄR warnt jedoch vor zu großer Euphorie. Die "Einigung" auf dem G20-Gipfel steht auf wackligen Beinen. Es wäre nicht das erste Mal, dass US-Präsident erst medienwirksam ein Abkommen feiert, um es wenig später via Twitter zu kippen.