Die lange Leidenszeit der Düngemittelhersteller scheint nun endlich beendet zu sein. Doch bei welchem der zahlreichen Player im Markt sollten sich Anleger nun positionieren? DER AKTIONÄR zeigt auf, warum aktuell die Nummer 1 der Branche, der kanadische Kaliriese Nutrien, die Nase vorn hat.
Die Kalipreise zeigen sich weiterhin robust. Nach vielen Jahren, in denen die Produzenten mit sinkenden Preisen schwer zu kämpfen hatten, geht es nun wieder aufwärts. In einigen Märkten wie etwa Brasilien hat die Erholung sogar wieder kräftig Fahrt aufgenommen. Hauptgrund hierfür ist die anhaltend starke Nachfrage.
Und die mittel- bis langfristigen Aussichten für die Düngemittelproduzenten bleiben gut. Denn der Nahrungsbedarf der Welt wächst und wächst. So errechneten etwa das US-Landwirtschaftsministerium und die UN, dass der Getreideverbrauch ausgehend von 2015 bis zum Jahr 2050 um satte 76 Prozent wachsen dürfte. Zum einen liegt dies natürlich einfach an der bis dahin wohl auf zehn Milliarden angewachsenen Weltbevölkerung, zum anderen am steigenden Wohlstand. Denn dieser führt nicht nur dazu, dass die Menschen tendenziell mehr konsumieren, sondern dass vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern mehr Fleisch gegessen wird. Und zur Produktion von einem Kilo Fleisch werden je nach Berechnungsweise zwischen drei (Geflügel) bis 16 (Rind) Kilo Getreide benötigt.
Um die Menschheit zukünftig ausreichend mit Getreide versorgen zu können, muss die Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels und womöglich sogar schrumpfenden Anbauflächen effizienter werden. Und hierfür dürfte die Zugabe von Düngemitteln wie etwa Kali oder Stickstoff unverzichtbar werden.
Gleichzeitig wird das Angebot – anders als in Zeiten der vorangegangenen Boomphase in den Jahren 2004 bis 2008 – diesmal nicht kräftig ausgeweitet. Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren wurden bereits einige Produktionsstätten stillgelegt, bei einigen Minen wurde angekündigt, sie zukünftig nicht mehr zu nutzen wie etwa das K+S-Werk in Sigmundshall.
Auf den Marktführer setzen
Mitverantwortlich hierfür ist unter anderem Nutrien, der weltgrößte Kaliproduzent. Das Unternehmen, das aus dem ehemaligen K+S-Interessenten Potash sowie Agrium hervorgegangen ist, konzentrierte sich nach dem Zusammenschluss vor allem auf die produktivsten Minen. Und davon gibt es im neu entstandenen Düngemittel-Giganten einige: So ist Nutrien mit einer jährlichen Produktion von 22 Millionen Tonnen der weltgrößte Kaliproduzent, mit fast acht Millionen Tonnen Stickstoff in diesem Bereich die Nummer 3 der Welt und mit insgesamt acht Minen in den USA und Kanada auch im Phosphatmarkt stark positioniert. Zusammen mit dem US-Wettbewerber Mosaic bildet man die Vertriebsgesellschaft Canpotex, die den Kaliverkauf außerhalb Nordamerikas ankurbeln soll und zudem mit wichtigen Abnehmerstaaten wie etwa China oder Indien direkte Preisverhandlungen durchführt.
Für Nutrien spricht aber nicht nur die schiere Größe. Der Konzern verfügt etwa über eine clevere geografische Aufstellung. So ist Nutrien stark in strategisch wichtigen Anbauregionen in den USA, Australien und Brasilien aufgestellt. Gerade im größten lateinamerikanischen Staat, wo die Landwirtschaft auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter stark wachsen dürfte, will Nutrien seinen Marktanteil bis auf 30 Prozent deutlich erhöhen und investiert deshalb dort auch kräftig.
Sehr gute Aussichten
Die Analysten sind für Nutrien jedenfalls zuversichtlich gestimmt. So wird davon ausgegangen, dass die Kanadier in den kommenden Jahren die Umsätze und dank der steigenden Effizienz auch vor allem die Gewinne deutlich steigern dürften. Demnach dürfte Nutriens Ergebnis pro Aktie im Jahre 2020 mit 3,36 Dollar bereits fast 70 Prozent über dem Niveau von 2017 (2,00 Dollar je Anteilschein) liegen.
Stärkere Bilanz als K+S, Mosaic & Co
Ein weiterer Aspekt, der aktuell für den Kauf der Aktie von Nutrien spricht, ist die relativ gute Bilanz. So beläuft sich das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA beim Branchenprimus auf nur 2,0. Zum Vergleich: Bei Mosaic (2,2), Uralkali (2,5) oder K+S (3,5) liegt die Verschuldung zum Teil deutlich höher.
Die Analysten bleiben zuversichtlich
Vor diesem Hintergrund ist es auch wenig verwunderlich, dass die Mehrheit der Experten für die Nutrien-Anteile zuversichtlich gestimmt ist. So bekräftigte kürzlich etwa Bernstein-Analyst Jonas Oxgaard sein Anlagevotum mit „Outperform“ und sein Kursziel von 68,00 Dollar (58,50 Euro). Er verwies auf die positive Kalipreisentwicklung in Brasilien und anderen wichtigen Märkten, welche dem Düngemittel-Riesen kräftig in die Karten spielen sollten. Neben Oxgaard raten indes noch 17 weitere Analysten derzeit zum Kauf. Sechs Experten stufen die Nutrien-Papiere mit Halten ein, nur ein einziger empfiehlt den Verkauf.
Ein starkes Chartbild
Ein weiterer Punkt, der bei der Nutrien-Aktie für Optimismus sorgt, ist der starke Chart. So hat der Kurs kürzlich den Widerstand beim Allzeithoch – der zugegeben relativ kurzen Börsenhistorie der Aktie – von 71,07 Kanadische Dollar überwinden können. Die Aktie hat auch während der jüngsten Marktkorrektur Relative Stärke gezeigt und hat in den vergangenen Handelswochen einen stabilen Aufwärtstrend ausgebildet.
Dünger für das Depot!
Das Marktumfeld für die Produzenten dürfte sich weiter aufhellen und die Kalipreise anziehen. Nutrien sollte dank der strategisch guten Aufstellung davon in großem Umfang profitieren. Gepaart mit dem attraktiven Chartbild ergibt sich damit derzeit bei Nutrien erneut eine sehr gute Einstiegschance für konservative, langfristig orientierte Anleger.
Dieser Artikel war Teil der Ausgabe 27/2018. Das komplette Heft gibt es hier bequem als ePaper.