Der erbitterte "Kali-Streit" zwischen Russland und Weißrussland um das Milliardengeschäft mit Düngemitteln steht kurz vor einer Lösung. Fast drei Monate nach seiner Festnahme im autoritär regierten Weißrussland ist der Chef des russischen Bergbaukonzerns Uralkali, Wladislaw Baumgertner, den Behörden seines Heimatlandes übergeben worden.
Baumgertner war am 26. August nach einem Gespräch mit dem weißrussischen Regierungschef Michail Mjasnikowitsch in Minsk festgenommen worden. Kremlchef Wladimir Putin hatte wiederholt mit seinem weißrussischen Kollegen Alexander Lukaschenko, der als "letzter Diktator Europas" gilt, den Fall besprochen.
Insiderhandel?
Ermittler in der Ex-Sowjetrepublik hatten Baumgertner Insiderhandel und Millionenbetrug vorgeworfen. Hintergrund war der Ausstieg von Uralkali aus einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali Ende Juli.
Das hatte auf dem internationalen Kali-Markt für Turbulenzen gesorgt. Auch der Aktienkurs des deutschen Produzenten K+S geriet deutlich unter Druck. Analysten erwarten nun neue Verhandlungen zwischen Russland und Weißrussland über eine Erneuerung ihres Exportkartells. Kalisalz dient zur Herstellung von Düngemitteln.
Großaktionär wechselt
Lukaschenko hatte im Gegenzug für die Auslieferung Baumgertners gefordert, dass der russische Milliardär Sulejman Kerimow seinen knapp 22-prozentigen Uralkali-Anteil verkauft. Auch gegen Kerimow hatte die Justiz in Minsk ermittelt. Neuer Großaktionär soll der russische Oligarch Michail Prochorow mit seiner Onexim-Gruppe werden, der am Montag den Kauf der Aktien für geschätzt 4,35 Milliarden US-Dollar angekündigt hatte.
Baumgertner saß zuletzt in Minsk in Hausarrest. Zuvor hatte Russland bereits die weißrussische Bedingung erfüllt, den Uralkali-Chef ebenfalls offiziell anzuklagen. Allerdings hatte die Rohstoff-Großmacht zugleich den wirtschaftlichen Druck auf den finanziell schwer angeschlagenen "Bruderstaat" stark erhöht. So schränkten unter anderem russische Staatskonzerne Öllieferungen in das Nachbarland drastisch ein.
Die Aktie von K+S hätte eigentlich mit einem Freudensprung auf diese Nachricht reagieren müssen – tat sie aber nicht. Dies lag zum einen daran, dass es Störfeuer von Seiten der Analysten gab: Bernstein hat das Kursziel von 15,00 auf 12,00 Euro gesenkt. Zudem hatte es in den vergangenen Tagen bereits erste Spekulationen um eine Annäherung zwischen Urlakali und Belaruskali gegeben. Dies führte zu einem kurzen Kurssprung, ehe dann Rating-Absenkung von S&P die Aktie belastete. DER AKTIONÄR rät Anlegern weiterhin, den Stoppkurs bei 18,00, noch besser bei 18,50 Euro im Auge zu behalten. Sollte diese Marke fallen, drohen weiter Kursverluste Richtung 15,00 Euro.