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Krise bei BMW, Mercedes und Volkswagen - "Autogipfel" am Montag

Krise bei BMW, Mercedes und Volkswagen -
Foto: Fabian Bimmer/REUTERS
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Jochen Kauper 20.09.2024 Jochen Kauper

Angesichts der angespannten Lage lädt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die deutsche Autobranche zu einem Treffen ein. Für Montag habe der Grünen-Politiker zu einem Austausch über die aktuelle Lage eingeladen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet. Neben dem Branchenverband VDA und der Gewerkschaft IG Metall nehmen demnach die größten Automobilhersteller und -zulieferer teil. Weitere Details zu dem Treffen waren zunächst nicht bekannt.

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Foto: VW
VW ID.7

Die deutsche Autoindustrie kämpft mit schwachen Verkaufszahlen besonders bei E-Autos. Deren Absatz brach zuletzt deutlich ein. Wie das Ifo-Institut in einer Erhebung herausfand, ist die Stimmung bei den Herstellern im Keller. Gemessen am Umsatz bilden die Autobauer die mit Abstand wichtigste Industriebranche Deutschlands.

Bericht: VW könnte bis zu 30.000 Stellen abbauen

Besonders bei Deutschlands größtem Autobauer Volkswagen könnten drastische Einschnitte bevorstehen. Bereits Anfang September kündigte das Management an, im Rahmen des Sparprogramms bei der Kernmarke VW Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger auszuschließen.

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Foto: VW
Cockpit VW ID.7

Laut einem aktuellen Bericht des "Manager Magazins" könnte der angeschlagene Konzern mittelfristig sogar bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abbauen. Das Unternehmen bestätigte die Zahl nicht. Und der Gesamtbetriebsrat erklärte: "Diese Zahl entbehrt jeglicher Grundlage und ist einfach nur Schwachsinn."

Sprecherin: VW muss sparen

Nach den Informationen des Magazins will Finanzchef Arno Antlitz für Investitionen in kommenden fünf Jahre die Mittel auf 160 Milliarden Euro kürzen. Zuletzt hatte VW für die Mittelfristplanung von 2025 bis 2029 noch 170 Milliarden Euro angesetzt. Das Land Niedersachsen ist mit 20 Prozent der Stimmrechte zweitgrößter VW-Anteilseigner.

Volkswagen Vz. (WKN: 766403)

Der Druck ist offensichtlich so groß, dass weitreichende Einschnitte bei den Beschäftigten auf den Tisch kommen sollen. Laut "Manager Magazin" soll deren Zahl in Deutschland nach Vorstellung von Hardlinern von 130.000 Stellen mittelfristig um 30.000 sinken. Das habe auch Konzernchef Oliver Blume im kleinen Kreis langfristig als realistisch erachtet.

Eine Sprecherin der Volkswagen AG in Wolfsburg sagte: "Klar ist: Volkswagen muss an seinen deutschen Standorten seine Kosten reduzieren." Nur so könne die Marke ausreichend Geld für Zukunftsinvestitionen verdienen. "Wie wir gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung dieses Ziel erreichen, ist Teil der anstehenden Gespräche", sagte sie. Am 25. September beginnen Verhandlungen von VW mit der IG Metall.

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Foto: Volkswagen
VW ID.3

IG-Metall-Verhandlungsführer bei Volkswagen, Thorsten Gröger, sagt: "Wenn Volkswagen die Axt an die Belegschaft anlegen will, werden die Beschäftigten die passende Antwort geben."

Im Durchschnitt waren die deutschen Werke von Volkswagen, BMW, Mercedes & Co. im vergangenen Jahr nur zu etwas mehr als zwei Dritteln ausgelastet. Das geht aus einer Auswertung des Datenspezialisten Marklines für die Deutsche Presse-Agentur hervor. Die ersten Autobauer ziehen Konsequenzen. Ford hatte schon 2022 angekündigt, das Werk in Saarlouis Ende 2025 dichtzumachen. Bei Audi steht jetzt Brüssel auf der Kippe. Das gleiche Schicksal könnte der Gläsernen Manufaktur in Dresden drohen, wo VW inzwischen offen über eine Nachnutzung ohne Fahrzeugfertigung nachdenkt.

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Foto: April Greer/Volkswagen
VW-Chef Oliver Blume (rechts) mit Rivian CEO RJ Scaringe

VW: Viele Baustellen

VW-Chef Oliver Blume ist derzeit nicht zu beneiden. Der Marktanteil in China sinkt, die Software-Sparte Cariad läuft nicht, die ID. Modelle sind nicht konkurrenzfähig. Im wichtigsten Markt der Welt, in China, punkten die heimischen Newcomer bei den Konsumenten mit erstklassiger Software und einem am Kunden orientierten Infotainment. Die Reichweiten der Stromer Made by BYD, Geely, Nio, Xpeng, Aiways, Xiaomi liegen weit über der Performance der VW-Modelle, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist extrem gut.

BYD produziert nach einer Untersuchung des UBS Evidence Lab zwischen 20 und 30 Prozent günstiger als Volkswagen. Grund ist unter anderem die Tatsache, dass BYD neben den wichtigsten Komponenten wie etwa die Batterie auch viele andere Teile der Wertschöpfungskette selbst herstellt.

Die ID-Modelle dagegen liefern bei Software und Infotainment allerhöchstens Standard. Und neue Modelle, die durch die Kooperation mit Xpeng in China ausgerollt werden, sollen erst 2026 kommen. Dabei darf auch die Frage erlaubt sein, wie zwei Modelle, die gemeinsam entwickelt und gebaut werden, die Aufholjagd von Volkswagen in China einläuten sollen?

Fakt ist: VW agiert längst nicht mehr aus einer Position der Stärke heraus. Das Gesamtbild, das VW-Chef Oliver Blume derzeit durch die verschiedenen Kooperationen mit Rivian, Xpeng, QuantumScape et cetera versucht zusammenzusetzen, ist momentan noch nicht erkennbar. Weitere Prognosesenkungen sind möglich. Anleger sollten die Aktie – noch – meiden.

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Foto: BMW AG
Neue Klasse von BMW

BMW: Erholt nach dem Schock

Nach dem September-Schock mit einer Gewinnwarnung seien die Erwartungen an den Autobauer und auch den Sektor nun sehr niedrig, so Citi-Analyst Harald Hendrikse in seinem Update zu BMW. Dies spiegele die angebrachten Ängste der Anleger rund um die künftigen Gewinne wider. Das aktuelle Margenziel von BMW liege unter dem 10-jährigen Schnitt, doch Risiken seien nach wie vor vorhanden. Hendrikse stufte die BMW-Aktie dennoch am Donnerstag von "Sell" auf "Neutral" hoch. Sein Kursziel lautet 74 Euro.

Bereits am Dienstag hat sich JPMorgan zur BMW-Aktie geäußert. Die Planbarkeit der Autoverkäufe sei derzeit eingeschränkt wegen einer andauernden Rückrufaktion, schrieb Analyst Jose Asumendi. Im Automobilbereich erwartet der Experte einen Umsatzrückgang um acht Prozent. Die Marge dürfte nach 8,4 Prozent im Vorquartal nur noch bei 3,1 Prozent liegen. Wegen der Rückrufe dürfte der Free Cashflow mit einer Milliarde Euro negativ werden. Auch Asumendi empfiehlt die BMW-Aktie mit einem Kursziel von 95 Euro nach wie vor zum Kauf.

Ist der Boden erreicht?

BMW liegt nach wie vor mit seiner Technologie-Offenheit und Fokus auf der Weiterentwicklung von sowohl Verbrenner-, als auch Elektroantrieb gut im Rennen. Allen voran der Rollout der Neuen Klasse verspricht Spannung und jede Menge Innovationskraft für die nächsten Jahre. BMW könnte mit den neuen Modellen Margen auf dem Niveau der Verbrenner erreichen.

BMW (WKN: 519000)

Mercedes-Benz: Aus und vorbei?

Auch Mercedes hat gepatzt. Am Donnerstagabend senkte der Autobauer die Gewinnprognose für 2024. Die Analysten hatten bereits zuletzt ihre Kursziele für die Aktie von Mercedes-Benz aufgrund der schlechten News rund um die Automobil-Titel BMW und Volkswagen nach unten geschraubt. Dazu gehörte Romain Gourvil von der Privatbank Berenberg. Er kappte in einem Kommentar zur europäischen Autobranche die operativen Gewinnschätzungen bis 2026 im Schnitt um rund zehn Prozent. Sein Kursziel für die Mercedes-Aktie reduzierte Gourvil um 10 Euro auf 75 Euro. Dennoch: Gourvil blieb seiner Kaufempfehlung treu.

Fazit: Auf dem reduzierten Niveau sollte bei der Mercedes-Aktie nun vieles eingepreist sein. Mutige Anleger wagen eine Spekulation. BMW hat sich nach dem Gewinn-Schock und dem anschließenden Kursrutsch wieder deutlich erholt.

Mercedes-Benz (WKN: 710000)

(Mit Material von dpa-AFX).

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