Die weltweit führende Kaffee-Kette Starbucks hat sich mit sofortiger Wirkung von Laxman Narasimhan getrennt. Als Nachfolger des glücklosen Vorstandschefs soll Brian Niccol den schlingernden Riesen wieder auf Wachstum trimmen. An der Börse feiern die Anleger die Personalentscheidung stürmisch und treiben die Aktie um zeitweise 16 Prozent in die Höhe. Die Euphorie hat einen guten Grund.
Am Ende leistete sich Laxman Narasimham einen Fehler zu viel: Spätestens mit den schwachen Zahlen für das zweite Quartal war sein Schicksal besiegelt. Jetzt soll Brian Niccol die Eisen aus dem Feuer holen und für Wachstum sorgen. Die Freude an der Börse über den Wechsel an der Spitze ist nachvollziehbar, saß Niccol bislang doch beim Fast-Food-Konzern Chipotle Mexican Grill am Runder. Unter seiner Führung (ab 2018) erhöhten sich Umsatz und Gewinn stetig und der Aktienkurs explodierte um mehr als 700 Prozent.
Chipotles Entwicklung ist eine, von der die Investoren bei Starbucks nur träumen können. Hohe Produktpreise und ein knallharter Wettbewerb vor allem im attraktiven chinesischen Markt sorgten zuletzt für eine miese Geschäftsentwicklung und rückläufige Erlöse. Auf vergleichbarer Fläche sanken die Umsätze um drei Prozent, in China zog der Discounter Luckin Coffee an den Amerikanern vorbei.
Narasimham sagte, der Konzern habe es nicht vermocht, den Kunden die Werte der Marke Starbucks zu vermitteln. Es klang schwach. Seit heute ist klar: Die von Narasimham angekündigten Maßnahmen, darunter günstigere Produkte, werden ohne ihn umgesetzt.
Anfang August hatten US-Medien über einen Einstieg des aktivistischen Aktionärs Starboard berichtet, wenige Tage später hieß es, der Hedgefonds von Paul Singer stehe vor einer Einigung mit dem Verwaltungsrat. Teil dieser Einigung dürfte der Rauswurf des Vorstandschefs gewesen sein.
Noch in der letzten Woche hatte DER AKTIONÄR bei Starbucks empfohlen, an der Seitenlinie zu warten, bis sich eine Trendwende im operativen Geschäft zeigt. An dieser Einschätzung ändert sich durch den Wechsel zunächst nichts, auch wenn die Anleger begeistert scheinen. Starbucks leidet unter einer generellen Kaufzurückhaltung seiner Kunden und in China macht Luckin Coffee mächtig Druck. Niccol muss zügig die operativen Kosten senken und gleichzeitig günstigere Angebote platzieren, um mehr Kunden anzulocken. Dass diese Strategie funktioniert, hat McDonald's mit dem 5-Dollar-Menü bewiesen. Die Kampagne ist ein Hit und wird jetzt verlängert.