Kleiner Schlussverkauf an der Wall Street. Die Angst vor steigenden Zinsen vertreibt die Aktienkäufer. Zum Wochenende sacken die großen US-Aktienindizes um fast drei Prozent ab, nachdem bereits am Vortag die Furcht der Anleger vor deutlich steigenden Zinsen die Aktienkurse belastet hatte. Es gab kaum Gewinner.
Der US-Aktienmarkt stand auch vor dem Wochenende weiter unter dem Eindruck eines sich abzeichnenden größeren Zinsanstiegs. US-Notenbank-Chef Jerome Powell hatte am Vortag über einen großen Zinsschritt auf der nächsten Sitzung der Fed Anfang Mai gesprochen und damit die gute Marktstimmung kippen lassen.
Heute versuchte die US-Notenbankerin Loretta Mester noch größere Zinsängste zu dämpfen. Ein Zinsschritt von einem halben Prozentpunkt reiche aus. Es gebe keinen Grund, die Märkte mit einer Erhöhung um 75 Basispunkte zu schockieren, sagt die Fed-Präsidentin von Cleveland. Sie bevorzuge ein methodisches, nicht zu aggressives Vorgehen mit Erhöhungschritten von zunächst 50 Basispunkten. Mester zufolge könnte es einige Jahre dauern, bis die Inflation wieder bei zwei Prozent angekommen ist.
Im Freitagshandel sorgte das bei den New Yorker Aktienindizes nicht für Beruhigung. Der Leitindex Dow Jones verlor zum Börsenschluss fast 1.000 Punkte oder 2,8 Prozent auf 33.811 Punkte. Der marktbreite S&P 500 ging ebenfalls mit einem Tagesminus von 2,8 Prozent auf nun 4.270,95 Zählern ins Wochenende. Der technologielastige Nasdaq 100 gab um 2,7 Prozent nach auf 13.356 Punkte.
Schlusslicht im Dow waren am Freitag die Aktien von Caterpillar mit einem Minus von sieben Prozent. Vorletzter waren Verizon mit einem Minus von 5,7 Prozent, nachdem der Telekomkonzern angesichts eines harschen Wettbewerbs für das laufende Jahr vorsichtigere Erwartungen als bisher formuliert hatte. Im ersten Quartal musste das Unternehmen zudem unter dem Strich den Verlust von 292.000 Mobilfunk-Vertragskunden verkraften. Konkurrent AT&T hatte hingegen am Vortag ein deutliches Plus von 691.000 neuen Verträgen nach Abzug von Kündigungen gemeldet.
Bester Dow-Jones-Wert waren Procter & Gamble mit einem Kursabschlag von einem Prozent. Der Konsumgüterkonzern punktete gestern mit starken Quartalszahlen und hob erneut das Ziel für das organische Umsatzwachstum im laufenden Geschäftsjahr an.
Die Papiere von American Express gaben nach Quartalszahlen um 2,8 Prozent nach. Angesichts hoher Ausgaben des Kreditkartenkonzerns ging der Gewinn zurück, wenngleich er die Markterwartungen übertraf.
Die Sorgen um wirtschaftliche Folgen des russischen Krieges in der Ukraine schlugen auf das Werbegeschäft der Foto-App Snapchat durch. Das vergangene Quartal habe das US-Unternehmen vor größere Herausforderungen gestellt als erwartet, räumte der Chef der Mutterfirma Snap, Evan Spiegel, ein. Stärker schwankend, gingen deren Anteile letztlich mit einem Plus von 1,3 Prozent ins Wochenende.
Einer der wenigen Gewinner waren Twitter. Die Papiere des Kurznachrichtendienstes gewannen in Erwartung einer baldigen Übernahmeofferte durch Elon Musk 3,9 Prozent. Der Tesla-Chef hat sich eigenen Angaben zufolge 46,5 Milliarden Dollar für den Deal gesichert. Außerdem will er einem Zeitungsbericht zufolge den Finanzinvestor Thoma Bravo ins Boot holen.
Der Ölfelddienstleiter Schlumberger überzeugte die Anleger mit seinem Zwischenbericht und überraschte zudem mit einer Dividendenanhebung um 40 Prozent. Die Aktien gewannen 2,55 Prozent. (Mit Material von dpa-AFX)