Dass der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer mit dem konjunkturellen Gegenwind zu kämpfen hat, ist kein Geheimnis. Umso überraschender ist die Tatsache, dass der Vorstand auch nach dem dritten Quartal seine Jahresprognosen bestätigt hat. Die Würzburger hoffen auch einen Schlussspurt. Analysten sprechen von einem ambitionierten Ziel, sehen aber bis zu 100 Prozent Kurspotenzial.
Der Umsatz bei Koenig & Bauer stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht, womit sich für die ersten neun Monate des Jahres ein Umsatzplus von rund einem Prozent auf 798,2 Millionen Euro ergibt. Das operative Ergebnis brach in den ersten neun Monaten dagegen um mehr als 80 Prozent ein auf 5,2 Millionen Euro ein. Vor allem die Kosten für die laufende Wachstumsoffensive machen sich hier bemerkbar. Unterm Strich blieb eine Million Euro hängen nach rund 20 Millionen Euro vor einem Jahr. Mit Neubestellungen in Höhe von 269,7 Millionen Euro lag der Auftragseingang im dritten Jahresviertel zudem deutlich unter den Vorquartalen.
Die Zurückhaltung der Kunden im aktuell unsicheren Wirtschaftsumfeld könnte Koenig & Bauer bei seinen Jahreszielen einen Strich durch die Rechnung machen. Das Ziel, im laufenden Jahr ein Umsatzwachstum aus eigener Kraft um rund vier Prozent sowie eine EBIT-Marge von rund sechs Prozent zu erreichen, ist nach dem dritten Quartal im deutlich herausfordernder geworden.
Der Vorstand muss sich ordentlich strecken, gibt die Hoffnung aber noch nicht auf. Nur wenn die erwarteten Aufträge fristgerecht gewonnen und verbucht werden und die eingeleiteten Sparmaßnahmen zeitnah wirken, kann der Druckmaschinenhersteller die drohende Gewinnwarnung verhindern.
Am Ende braucht der Konzern im Schlussquartal bei einem Umsatzplus von rund zwei Prozent auf 440 Millionen eine EBIT-Marge von rund 15 Prozent, um hier den angestrebten Gesamtjahreswert von sechs Prozent zu erreichen. Zum Vergleich: Im vierten Quartal 2018 lag die Marge bei 13,5 Prozent. Ambitioniert, aber sicher auch nicht ausgeschlossen!
Ein weiterer Schlüssel für die künftige Entwicklung des Aktienkurses ist die Verbesserung des Free Cashflow. Der Vorstand dürfte dieses Thema daher noch intensiver angehen.
Die Kursziele der Analysten liegen mit einer Ausnahme über dem aktuellen Niveau. Sechs Experten empfehlen die Aktie unverändert zum Kauf. Die LBBW hat ihre Verkaufsempfehlung nach den Zahlen nun auch aufgegeben und auf „Halten“ mit Ziel 34 Euro gedreht. Die Ziele reichen aktuell von 31 Euro (Kepler Cheuvreux) über Warburg Research (61 Euro) bis hin zu Hauck & Aufhäuser, die die Papiere erst bei 68 Euro fair bewertet sehen.
Die Aktie ist bei Leerverkäufern sehr beliebt. Rund jede zehnte Aktie ist aktuell leerverkauft. Gut möglich, dass sich der eine oder andere Short-Seller nach Ausbleiben der Prognosesenkung mit den Q3-Zahlen langsam verabschiedet und seine Position dreht.
Die Aktie dürfte weiter extrem volatil bleiben, dabei ist aber auch ein Squeeze noch oben nicht ausgeschlossen. Die mittelfristigen Aussichten sind unverändert gut. Der Vorstand hat seine Hausaufgaben gemacht. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot weiter auf steigende Kurse.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.