Kaffeeröster Starbucks meldet sich heute Abend nach Börsenschluss mit seinen Quartalszahlen zu Wort. Höchste Zeit, denn für Schlagzeilen sorgte zuletzt alles, aber nicht die eigentlich zufriedenstellende Geschäftsentwicklung. Zwar sind die Erwartungen an das Zahlenwerk hoch, können diese aber geschlagen werden, könnte das die Aktie aus ihrer Lethargie befreien.
Leicht hatten es die Bullen im vergangenen Dreivierteljahr nicht. Abgesehen von einem kurzen Ausflug wenige Prozent unter das bisherige Allzeithoch tritt Starbucks vorwiegend auf der Stelle. Weniger lag das an der operativen Entwicklung, die nämlich war durchaus ansprechend, als vielmehr an der anhaltend schlechten Presse:
Einerseits geriet man immer wieder öffentlichkeitswirksam mit Gewerkschaften aneinander, andererseits zog man durch seine Teilnahme am Pride Month im Juni auch den Zorn konservativer US-Amerikaner auf sich.
Können starke Zahlen wieder für positive Schlagzeilen sorgen?
Mit den Zahlen für das abgelaufene Quartal hat Starbucks heute Abend also die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit wieder auf das Wesentliche, die Geschäftsentwicklung, zu lenken. Am Markt erwartet werden Erlöse in Höhe von 9,28 Mrd. Dollar. Das würde nicht weniger als das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte und ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeuten. Beim Gewinn wird mit 0,95 Dollar pro Aktie gerechnet. Da Starbucks eine hohe Trefferquote hat, die Schätzung des Marktes zu überbieten, könnte das abgelaufene Quartal auch bei den Erträgen das bislang beste Quartalsergebnis werden. Zu schlagen sind hierfür 1,01 Dollar pro Aktie (erzielt im dritten Quartal 2021).
Eine der für Gastronomie-Aktien wichtigste Kennzahl sind die flächenbereinigten Umsätze. Hier wird ein Anstieg von elf Prozent erwartet. Die Hoffnungen auf ein starkes Umsatzwachstum ruhen insbesondere auf dem Geschäft in China, wo nach der Wiedereröffnung der Gesamtwirtschaft ein Anstieg der flächenbereinigten Umsätze um 41 Prozent erwartet wird.
Kräftige Zuwächse werden neben den Erlösen auch bei der operativen Marge erwartet. Nach 13 Prozent im Vorjahr und 14,3 Prozent im Vorquartal wird nun mit einem Anstieg auf 16,9 Prozent gerechnet. Dafür wird sich Starbucks ganz schön strecken müssen, gefallene Einkaufspreise, vor allem die Kosten für Kaffee sind in den vergangenen Monaten gesunken, und Kosteneinsparungen durch die weitere Automatisierung von Bestellvorgängen sollte eine Zielerreichung aber möglich machen.
Angesichts des seit Monaten auf der Stelle tretenden Aktienkurses und der im historischen Vergleich günstigen Bewertung kann kaum die Rede davon sein, dass ein starkes Quartalsergebnis bereits angemessen eingepreist ist. Sollte es Starbucks also heute Abend wenige Minuten nach Handelsschluss gelingen, die durchaus hohen Erwartungen zu erfüllen, sollte die Aktie morgen mit Kursaufschlägen belohnt werden - vorausgesetzt natürlich, das Management patzt beim Ausblick auf das kommende Quartal nicht.
Vom Optionsmarkt ist eine Kursbewegung von 5,3 Prozent eingepreist. Sollte sich diese wie im letzten Quartal erneut nach unten entladen, geraten zwar die gleitenden Durchschnitte unter Druck, allerdings macht die Horizontale bei 98 Dollar einen soliden Eindruck. Ein Kurssprung in Richtung 110 Dollar dagegen könnte die Aktie mittelfristig aus ihrer Trägheit befreien: Starke Zahlen könnten sich also lohnen!
Die Erwartungen an das Zahlenwerk des Kaffeerösters sind hoch. Vor allem beim Erlös wird nicht weniger als das bislang beste Quartalsergebnis der Unternehmensgeschichte erwartet.
Möglich machen soll es neben einem satten Margenanstieg auch ein kräftiger Rebound der Geschäfte in China. Gelingt es Starbucks, die Erwartungen des Marktes auch im Hinblick auf die kommenden Quartale zu erfüllen, könnte das den Befreiungsschlag für die aktuell lustlos handelnde Aktie bedeuten.