Die Berichtssaison der US-Banken ist eröffnet. JPMorgan Chase hat unter den Großbanken den Auftakt gemacht. Der Branchenprimus veröffentlichte für das erste Quartal einen überraschend hohen Gewinn und legte beim Umsatz ordentlich zu. Anleger finden dennoch ein paar Haare in der Suppe und strafen die Aktie ab. Zu Recht?
Geringere Rückstellungen für Kreditausfälle haben der US-Großbank JPMorgan Chase im ersten Quartal überraschend viel Gewinn beschert. Mit gut 13,4 Milliarden Dollar lag der Überschuss sechs Prozent höher als ein Jahr zuvor. Dazu habe insbesondere die Übernahme von First Republic während der regionalen Bankenkrise im vergangenen Jahr beigetragen. Das teilte das größte Geldhaus der USA am Freitag in New York mit.
Je Aktie lag der Gewinn bei 4,44 Dollar pro Aktie. Die Schätzung der Analysten hatte bei 4,11 US-Dollar gelegen. Auch beim Umsatz lag JPMorgan mit einem Plus von acht Prozent auf 42,55 Milliarden US-Dollar über den Erwartungen von 41,85 Milliarden Dollar.
Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten in der ersten Reaktion trotzdem negativ aufgenommen. Im vorbörslichen US-Handel verlor die JPMorgan-Aktie zuletzt mehr als drei Prozent an Wert und entfernte sich damit weiter von ihrem Rekordhoch von vor wenigen Wochen.
Dass der Gewinn nicht höher ausfiel, lag auch an der Krise der US-amerikanischen Regionalbanken im vergangenen Jahr. JPMorgan legte 725 Millionen Dollar für die Zahlungen an den Einlagensicherungsfonds zurück. Zudem wurden 1,9 Milliarden Dollar für drohende Kreditausfälle auf die Seite gelegt. Das waren rund 400 Millionen Dollar weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten hingegen einen Anstieg auf fast 2,8 Milliarden Dollar erwartet.
CEO Jamie Dimon bezeichnete die Ergebnisse seines Unternehmens im Verbraucher- wie auch im institutionellen Bereich als „stark“, unterstützt durch eine immer noch lebhafte US-Wirtschaft. Allerdings äußerte er sich vorsichtig in Bezug auf die Zukunft. Viele Wirtschaftsindikatoren seien weiterhin günstig. „Mit Blick auf die Zukunft bleiben wir jedoch wachsam gegenüber einer Reihe erheblicher unsicherer Kräfte“, sagte Dimon.
Die negative Reaktion der Märkte ist nicht nachvollziehbar. Unter dem Strich haben die Quartalszahlen bestätigt, dass die großen US-Banken mit dem aktuellen Umfeld deutlich besser klarkommen als die kleineren Institute. Dass CEO Jamie Dimon dennoch wachsam bleibt statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, ist ebenfalls durchaus positiv zu sehen. Die langfristige Story bleibt ohnehin intakt. Als breit aufgestellte Nummer 1 in den USA verfügt JPMorgan über gute Voraussetzungen, um auch weiterhin zu den größten Gewinnern am US-Bankenmarkt zu gehören. Anleger bleiben an Bord.