Ganz plötzlich waren sie da, griffen bei den ganzen ausgebombten Aktien zu und katapultierten die Kurse steil nach oben: Ende letzter Woche schlug die Stunde der Schnäppchenjäger, die das taten, was jeder Anfänger an der Börse mit als Erstes lernt, nämlich dann zu kaufen, wenn alle anderen verkaufen.
Klar, von einer Trendwende zu sprechen wäre unangebracht. Dafür sehen die Charts noch viel zu düster aus. Trotzdem ist besagte Erholung ein Zeichen dafür, dass die Bullen ihren Optimismus nicht verloren haben. Aus gutem Grund: Bei einem Fear & Greed-Indexstand von 12 (extreme Angst) ist sehr viel Negatives in den Kursen eingepreist. Da reichen wenige gute Nachrichten und es kommt zur kräftigen Gegenbewegung.
Aktuell gibt es drei Belastungsfaktoren für den Markt: der Ukraine-Krieg, die Lieferkettenprobleme, ausgelöst durch Chinas No-Covid-Strategie, und die steigenden Zinsen. Hoffnung bei den ersten beiden Themen macht, dass sowohl Russland als auch China in der Sackgasse stecken: Russland hat den Widerstand der Ukraine und die Unterstützung des Westens völlig falsch eingeschätzt – der Krieg dauert länger als erwartet und gefährdet Russlands wirtschaftliches Überleben. Laut Experten kostet ein Kriegstag bis zu 900 Millionen Dollar. Dazu kommt der Schaden durch die Sanktionen: Dem Ökonomen Branko Milanovic zufolge muss Russland seine Industrie auf der Basis von Technologien wiederbeleben, „die seit mehr als 30 Jahren vor sich hin rosten“. Dem Land droht der wirtschaftliche Rückfall in die Steinzeit.
Unterdessen hat Xi Jinping China in einen aussichtslosen Kampf gegen Corona geführt. Der 68-jährige Machthaber lehnt westliche Impfstoffe ab, die chinesischen wirken aber nur schwach gegen Omikron. Die Folge ist ein Dauerlockdown, der zunehmend auf Widerstand stößt. Xi Jinping gefährdet den Wohlstand Chinas – und er kann, wenn er so weitermacht, seine dritte Amtszeit (ab Herbst) abschreiben.
Schwenkt er aber um und lässt das Volk mit effizienten Vakzinen impfen, hätte sich die Lieferkettenproblematik früher oder später erledigt. Das würde auch die Inflation deutlich senken – und die Notenbanken könnten den Fuß vom Gas nehmen.
Wem das alles zu optimistisch klingt, sollte bedenken: Das Tief erwischt man an der Börse (fast) nie. Jetzt ist die Zeit gekommen, in der man etliche Top-Aktien, die man immer günstiger haben wollte, günstig bekommt. DER AKTIONÄR hat in seiner Titelgeschichte elf Werte parat, bei denen sich eine besondere Kaufchance ergibt.