IVU sieht sich nach neun Monaten auf Kurs. Der nur leicht steigende Umsatz und das nach neun Monaten etwas rückläufige operative Ergebnis entsprechen dem für die Gesellschaft typischen saisonalen Geschäftsverlauf. DER AKTIONÄR sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Martin Müller-Elschner über das traditionell wichtige Schlussquartal, nachhaltige Investments, das Deutschlandticket und die laufende Mobilitätswende.
DER AKTIONÄR: Herr Müller-Elschner, viele Software- und Technologiefirmen müssen derzeit dem konjunkturellen Gegenwind Tribut zollen und ihre Umsatzprognosen nach unten korrigieren. Wie schafft es die IVU, sich diesem Trend zu entziehen und weiter dynamisch zu wachsen?
Martin Müller-Elschner: Klimawandel und Verkehrswende sind die Themen unserer Zeit, die langfristig das Handeln bestimmen werden. Der Öffentliche Verkehr mit Bussen und Bahnen nimmt eine immer wichtigere Rolle ein. Davon profitieren wir. Mit der IVU.suite liefern wir die passende Software, um digital auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren. Auch für das Thema Personalmangel bei Verkehrsunternehmen bieten wir zum Beispiel mit unserer Wunschdienstplanung Lösungen für einen effizienten und flexiblen Ressourceneinsatz an.
Was waren für Sie bisher die operativen Highlights im Geschäftsjahr 2023? Und auf welche Neukunden und Projekterfolge sind Sie besonders stolz?
Mit dem Deutschlandticket hat die Bundesregierung die Weichen für eine veritable Verkehrswende gestellt. Das einheitliche Ticket erleichtert den Zugang zum Öffentlichen Verkehr und baut die Barrieren des Tarifdschungels ab. Wir haben schnell reagiert und konnten Verkehrsunternehmen und Verbünden eine Lösung für das Deutschlandticket noch vor dessen Einführung anbieten. Damit haben wir uns einmal mehr als verlässlicher Partner gezeigt. Bei den Großprojekten konnten wir in diesem Jahr die Schweizerischen Bundesbahnen für uns gewinnen. Das Unternehmen gilt weltweit mit hoher Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit als Vorbild für guten Eisenbahnverkehr. Es freut mich daher besonders, dass wir hier mit unserer Standardsoftware überzeugen konnten.
Mit einem Wachstum von drei Prozent beim Umsatz und sieben Prozent beim Rohergebnis dürften Sie mit der Entwicklung in den ersten neun Monaten 2023 zufrieden sein. Das Betriebsergebnis war jedoch rückläufig im Vergleich zum Vorjahr. Ist das nur eine Momentaufnahme?
Die unterjährigen Quartalsergebnisse haben in unserem speziellen Projekt-Produkt-Geschäft nur begrenzte Aussagekraft. Entsprechend dem für die IVU typischen saisonalen Geschäftsverlauf konzentrieren sich viele Abnahmen und Rechnungslegungen im vierten Quartal, da Verkehrsunternehmen traditionell im Dezember ihre Fahrplanwechsel durchführen und dies oft als Meilenstein für unsere Projekte nutzen. Wir haben uns jedoch daran gewöhnt und richten unseren Fokus auf das Gesamtjahr. Insgesamt sind wir äußerst zuversichtlich, dass wir auch 2023 erneut das beste Jahr in der Firmengeschichte der IVU erreichen werden – das wäre dann immerhin das siebte Jahr in Folge.
Demnach dürfen Ihre Aktionäre auch im kommenden Jahr eine steigende Dividende erwarten?
Wir verfolgen eine nachhaltige und verlässliche Dividendenpolitik. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir auch unsere Aktionäre angemessen am Erfolg des Unternehmens beteiligen möchten. Gerade jene, die uns langfristig begleiten, sollen für ihre Treue und ihr Engagement belohnt werden.
Sie sorgen mit Ihren Produkten für einen effizienten Nah- und Fernverkehr und tragen so aktiv zum Klimaschutz bei. Als nachhaltiges Investment müssten Sie auch von Investorenseite ein steigendes Interesse erfahren. Ist dem aktuell so?
Wir beobachten seit einiger Zeit ein Interesse an nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten am Markt. Unsere Aktien werden verstärkt von grünen Fonds angefragt. Zunächst aus dem Ausland, seit einiger Zeit rücken wir auch bei Investoren aus dem Inland in den Fokus.
Welche weiteren neuen Märkte und Standorte haben Sie im Visier?
Wir haben da mehrere Regionen der Welt im Blick, in denen wir in den nächsten Jahren einiges erwarten, ich möchte Ihnen aber heute lieber zwei konkrete Umsetzungsbeispiele nennen: Mit dem Bahnunternehmen iryo gelingt uns der Markteintritt in Spanien. Und mit ONxpress in Toronto konnten wir einen wichtigen Kunden in Kanada für uns gewinnen.
Lassen Sie uns abschließend einen Blick auf 2024 richten: Ohne schon eine konkrete Prognose abgeben zu können, mit welchen Erwartungen blicken Sie auf das kommende Jahr?
Die Mobilitätswende wird unausweichlich das zentrale Thema der nächsten Jahrzehnte bleiben, um den Klimawandel einzudämmen. Und auch an der Digitalisierung führt im Verkehrssektor kein Weg vorbei. Wir bieten genau dafür passende Lösungen an. Ich bin daher sehr optimistisch, dass wir unsere Erfolgsstory auch in 2024 fortschreiben können.
Keine Frage: IVU Traffic ist gut aufgestellt, um mit seinen Lösungen von den Megatrends Mobilität und Digitalisierung zu profitieren. Der Umsatz soll im laufenden Jahr auf 120 Millionen Euro (Vorjahr: 113,2 Millionen Euro) steigen. Dabei wird ein EBIT von über 15 Millionen Euro (Vorjahr: 14,9 Millionen Euro) angepeilt. Dazu müssen die Aufträge im vierten Quartal termingerecht erfüllt werden. Der Vorstand zeigt sich zuversichtlich und erwartet das dazu notwendige starke Schlussquartal. Mittelfristig sorgt die Expansion in weitere Regionen oder auch in angrenzende Themengebiete für Fantasie. Das Interesse von institutionellen Investoren dürfte weiter zunehmen. Anleger mit Weitblick können daher auf dem aktuellen Niveau eine Position aufbauen und auf Kurse jenseits der 20-Euro-Marke spekulieren.