Das Börsenjahr 2018 neigt sich dem Ende zu. Rückblicke haben Hochkonjunktur. Dabei darf auch eine Zusammenfassung der heimischen IPO-Aktivitäten nicht fehlen – zumal das auslaufende Jahr eines der besten Jahre für Börsengänge in Deutschland war. Im Jahr 2018 hat die Zahl der Börsengänge wieder spürbar zugenommen. Auch das Emissionsvolumen hat angezogen. In Sachen Performance blieben die Neulinge dagegen hinter den Erwartungen zurück.
„2018 war trotz der hohen Volatilität an den Börsen eines der besten IPO-Jahre seit dem Neuen Markt“, sagt Klaus Rainer Kirchhoff. „Damit haben Emittenten ein hohes Maß an Vertrauen in den Kapitalmarkt gezeigt“, führt der Vorstandsvorsitzende der Kirchhoff Consult AG aus.
Die Daten sprechen für sich. Die Anzahl der Börsengänge im Prime Standard verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr und erreichte damit den höchsten Stand seit 2007, dem Jahr vor dem Ausbruch der Finanzkrise. Die Zahlen aus den Hochzeiten des Neuen Marktes, als 1999 sogar 175 Unternehmen den Sprung aufs Parkett gewagt haben, dürften aber so schnell nicht wieder erreicht werden. Damals entpuppten sich viele der jungen Technologiefirmen, die das Kapital der Investoren einsammelten, als Geldverbrenner ohne nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.
Das Emissionsvolumen der IPOs stieg 2018 um mehr als das Dreifache auf 11,6 Milliarden Euro und kletterte damit auf das höchste Niveau seit dem Börsenboom um die Jahrtausendwende. Einen großen Anteil daran hatten vor allem die IPOs von Siemens Healthineers, Knorr-Bremse und DWS. Das Trio kommt mit einem Emissionsvolumen von 9,4 Milliarden Euro auf einen Anteil von über 80 Prozent.
In Sachen Performance hat sich 2018 die Spreu aber sehr schnell vom Weizen getrennt. Einzig bei der Medizintechnik-Abspaltung von Siemens steht seit dem Handelsstart ein größerer Gewinn zu Buche. Im Durchschnitt verloren die Unternehmen seit dem IPO rund 15 Prozent. Doch wo können Anleger jetzt zugreifen?
Akasol: Die Batterie ist aufgeladen
Bei Akasol gibt es einen Mehrheitsaktionär. Vorstand Sven Schulz hält nach dem Börsengang am 29. Juni über 46 Prozent der Anteile. Mit seinem gut 100 Mann starken Team baut Schulz Batteriemodule für Hybrid- und Elektroautos sowie für Elektrobusse und will von der ansteigenden Dynamik in diesem Bereich profitieren. „Mit den frischen Finanzmitteln kann ich das Wachstum finanzieren und gleichzeitig unabhängig bleiben“, so der Firmenlenker. Das sollte mit Kunden wie Daimler, Volvo oder Bombardier Transportation gelingen.
Im laufenden Geschäftsjahr dürfte der „Hot-Stock der Woche“ aus der AKTIONÄR-Ausgabe 45/18 einen Umsatz von rund 25 Millionen Euro (Vorjahr: 14,5 Millionen Euro) erzielen. Bei einer bereinigten EBIT-Marge von rund sieben Prozent könnten unterm Strich am Ende bereits 0,17 Euro je Aktie stehen. Gelingt der Hochlauf der Produktion der komplexen Batteriesysteme mit anspruchsvoller Elektronik, dürften die Kennzahlen in den kommenden Jahren überproportional ansteigen. Im Vergleich zum Wettbewerber Voltabox haben die Darmstädter hier die Nase vorn. Kein Wunder, dass bereits Finanzinvestoren vor allem aus Fernost bei Schulz und Co angeklopft haben.
Knorr-Bremse: Wer bremst, verliert
Dass Knorr-Bremse kurz nach dem Börsengang am 12. Oktober nicht direkt den Sprung in den MDAX geschafft hat, dürfte die Verantwortlichen des weltgrößten Herstellers von Zug- und Lkw-Bremsen nicht wirklich stören. Die unsichere Wirtschaftslage und das ungünstige Umfeld in der Automobilbranche hatten zuvor Zweifel genährt, ob das Unternehmen überhaupt an die Börse gehen wird.
Knorr-Bremse ist international führend als die Nummer 1 bei Eisenbahnbremsen mit 50 Prozent Weltmarktanteil und 42 Prozent bei Lkw-Druckluftbremsen. Firmenpatriarch Heinz Hermann Thiele, bis 2007 Vorstands- und bis 2016 noch Aufsichtsratsvorsitzender, will sein Lebenswerk erhalten und mit dem Börsengang die Eigenständigkeit des Konzerns auch für die Zukunft sichern. Die Familie hält rund 70 Prozent der Anteile.
Mit Thiele im Chefsessel stieg der Umsatz seit dem Jahr 1985 von 180 Millionen auf rund sechs Milliarden Euro an. In diesem Jahr wird ein Wachstum auf 6,6 bis 6,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,15 Milliarden Euro) und eine EBITDA-Marge von 17,5 Prozent bis 18,5 Prozent (Vorjahr: 18,1 Prozent) prognostiziert.
Auch wenn der Konjunkturmotor weltweit derzeit ins Stottern geraten ist, die mittelfristigen Wachstumsaussichten bei Knorr-Bremse sind dank Themen wie dem autonomen Fahren, der Elektrifizierung oder automatischen Zugsteuersystemen intakt. Im Peergroup-Vergleich hat die Aktie auch noch Luft nach oben.