Die Nasdaq Nordic wird zusehends auch für deutsche Wachstumsunternehmen interessant. Mit der Bentley InnoMed GmbH will eine innovative Medtech-Firma den Sprung auf das Parkett in Schweden wagen. DER AKTIONÄR hat mit Firmenlenker Sebastian Büchert über die Beweggründe und Ziele der Gesellschaft gesprochen.
DER AKTIONÄR: Herr Büchert, Sie verfolgen große Pläne und streben an die Nasdaq Nordic in Stockholm. Warum der Börsengang in Schweden und nicht in Deutschland?
Sebastian Büchert: Die deutsche Bentley InnoMed GmbH hat schwedische Wurzeln. Unser Gründer ist der Schwede Lars Sunnanväder, der in Deutschland bereits 13 Medizintechnikunternehmen ins Leben gerufen hat. Hinzu kommt, dass seine Tochter, mit schwedischer Nationalität, demnächst den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen soll. Ein weiterer Grund ist, dass wir in Deutschland nicht das Potenzial sehen, ein öffentliches Interesse bei Anlegern zu erwecken, wie das in Schweden der Fall ist. Dort können sich viele Marktteilnehmer für Medizintechnik-Unternehmen unserer Größe begeistern. Zur Vorbereitung des Börsengangs haben wir eine schwedische Holding mit dem Namen Bentley Endovascular Group AB gegründet. Zu dieser Holding gehören zukünftig die deutsche Bentley InnoMed GmbH mit 300 Mitarbeitern und unser gerade erst akquirierter, wichtigster Lieferant, die Schweizer Qmedics AG mit 100 Mitarbeitern.
Welche Gründe gibt es Ihrer Meinung nach, dass schwedische Marktteilnehmer Medizintechnik-affiner sind?
Bei uns haben sich zur Jahrtausendwende viele Kleinanleger mit Aktien wie der Deutschen Telekom die Finger verbrannt und seither die Hände von Aktienspekulationen gelassen. In Schweden hingegen ist es üblich, dass Kleinanleger in Aktien investieren. Dort findet sich deshalb ein komplett anderes Umfeld für wachstumsstarke Unternehmen unserer Größe.
Was sind die nächsten Schritte auf dem Weg zum Börsengang? Welche Bewertung fassen Sie ins Auge?
Derzeit befinden wir uns in der Pre-IPO-Phase. Wir möchten, dass wir vor dem richtigen Börsengang bereits einige Lighthouse-Investoren an Bord haben. Das Listing ist dann für den Winter 2023/24 geplant. Wohlgemerkt für den schwedischen Winter, der auch mal etwas länger sein kann. Glücklicherweise befinden wir uns, auch im Hinblick auf das volatile Marktumfeld, in einer komfortablen Situation. Denn Bentley wächst nicht nur stark, sondern wir agieren auch äußerst profitabel. Da wir unser organisches Wachstum gegebenenfalls auch aus unserem Cashflow finanzieren könnten, können wir den richtigen Moment für unser Listing abwarten. Eine genauere Aussage zur Bewertung können wir erst vor dem Börsengang geben. Aber wir sind ein seit Jahren dynamisch wachsendes und profitables Unternehmen. Wir gehen davon aus, dass dies die Investoren zu schätzen wissen.
Werfen wir einen Blick auf das Produktportfolio der Bentley Innomed GmbH. Sie fokussieren sich auf Stents. Was ist das Besondere an Ihren Stents und was hebt Sie von der Konkurrenz ab?
Wir stellen eine Sonderform her, nämlich ballonexpandierbare gecoverte Stents. Damit lassen sich Gefäße nicht nur aufdehnen, um den Blutfluss zu gewährleisten, sondern auch abdichten oder gar vor dem Reißen schützen. Bis zu unserem Markteintritt Ende 2013 gab es nur einen Monopolisten. Unsere innovativen Produkte ermöglichen es, Beschädigungen an Arterien endovaskulär und damit schonend im Vergleich zu einer offenen Operation zu reparieren. Das hat dazu geführt, dass der Markt in den letzten 15 Jahren massiv gewachsen ist, da sich immer mehr Kliniken in die Lage versetzt haben, diese minimalinvasiven Eingriffe durchführen zu können. Inzwischen gibt es weltweit fünf Anbieter dieser Art von Produkten. Erfreulicherweise werden unsere Produkte und Dienstleistungen von den Anwendern weltweit derart geschätzt, dass wir ungebremst sehr stark wachsen.
Wofür wollen Sie die frischen liquiden Mittel aus dem Börsengang nutzen? Fassen Sie auch Übernahmen ins Auge?
Wir verfolgen konkrete Pläne und haben in den vergangenen neun Monaten zwei Akquisitionen durchgeführt. Im September 2022 kauften wir ein Start-up-Produkt aus Israel, den hoch-innovativen „BeBack-Katheter“. Mit diesem lassen sich komplett verschlossene Arterien im Hüft- und Beinbereich mit einem besonderen Mechanismus wieder öffnen oder durch einen Bypass umgehen. Es ist das einzige Produkt weltweit, welches diese beiden Techniken beherrscht.
Darüber hinaus hat die Bentley Endovascular Group AB im April den Kaufvertrag für seinen wichtigsten Lieferanten, die schweizer Qmedics AG, unterschrieben. Damit sichern wir nicht nur unsere Lieferkette ab, sondern erwerben gleichzeitig noch ein komplementäres Produktportfolio für periphere, endovaskuläre Eingriffe. Das Geld, welches wir für die Übernahmen aufgewendet haben, würden wir gern wieder refinanzieren.
Wie hat die Bentley InnoMed GmbH im vergangenen Jahr operativ performt?
Wir können sagen, dass 2022 unser mit Abstand erfolgreichstes Jahr war. Die ursprüngliche Umsatzplanung lag bei 60 Millionen Euro. Mit 68,9 Millionen Euro konnten wir dieses Ziel klar übertreffen und somit um 29 Prozent wachsen. Gleiches gilt für das EBITDA mit einer Marge von 34 Prozent. Und auch in diesem Jahr stimmt die Richtung: Im ersten Quartal sind wir erneut um 29 Prozent gewachsen – wieder über Plan. Das soll auch unser Credo bleiben: Konservativ planen und dann übererfüllen. Das schafft Vertrauen bei den Anteilseignern.
Sehen Sie das Potenzial, Ihre EBITDA-Margen weiter zu steigern?
Zugegeben, wir befinden uns bereits auf einem ordentlichen Level und führen dieses auch aktuell fort. Der Fokus liegt in den kommenden Jahren allerdings eher auf dynamischem Umsatzwachstum. Dennoch wollen wir langfristig unsere Margen auf einem attraktiven Niveau halten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Bentley InnoMed bietet eine spannende, profitable Wachstumsstory. DER AKTIONÄR wird die weiteren Schritte der Gesellschaft in Richtung Listing weiter verfolgen und Sie auf dem Laufenden halten.