Die Zahlen der niederländischen ING Group zum abgelaufenen Quartal bilden eine Ausnahme in der Branche. Viele Finanzinstitute konnten zuletzt die Erwartungen schlagen, denn steigende Zinsen verhalfen zu höheren Erträgen und die Risiken von Kreditausfällen sind noch begrenzt. Bei der ING sieht es anders aus. Das Management erhöht aber nun zumindest die Aktienrückkäufe.
Eine stark gestiegene Risikovorsorge für Kreditausfälle hat der niederländischen Großbank ING im dritten Quartal einen kräftigen Gewinnrückgang eingebrockt. Der Überschuss sei im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent auf 979 Millionen Euro gefallen, teilte die Bank mit. Damit fiel das Ergebnis deutlich schlechter aus, als Experten erwartet hatten (1,15 Milliarden Euro). Grund für den starken Gewinnrückgang ist die Risikovorsorge von 403 Millionen Euro - mehr als zehnmal so viel wie vor einem Jahr. Experten hatten 354 Millionen Euro erwartet.
Auf der Ertragsseite fiel der Zinsüberschuss enttäuschend aus. Dieser ging trotz der inzwischen wieder deutlich höheren Zinsen leicht zurück. Dies ist aber auf zwei Sonderfaktoren wie neue Vorschriften zum Schutz von Hypothekenschuldner in Polen, das kostete 343 Millionen Euro, sowie einen Bilanzierungseffekt zurückzuführen. Ohne diese wäre der Zinsüberschuss gestiegen.
Positive Nachrichten gab es von der Kapitalseite. Dank der hohen Eigenkapitalquote von 14,7 Prozent kann die Bank eigene Anteile für 1,5 Milliarden Euro zurückkaufen. Der Start des Programms wird heute erwartet, am 31. Dezember dieses Jahres könnte es bereits abgeschlossen sein.
Bei einer Marktkapitalisierung von rund 35 Milliarden Euro fällt das Aktienrückkaufprogramm zwar nicht sonderlich ins Gewicht. Allerdings ist es ein starkes Signal des Managements an die Anleger. Diese dürfen sich auch auf satte Dividenden freuen. Die Rendite soll im Geschäftsjahr 2022 bei mehr als sieben Prozent liegen. Investierte bleiben dabei und beachten den Stopp bei 6,70 Euro.
Mit Material von dpa-AFX.