Infineon und der Qimonda-Insolvenzverwalter haben sich auf einen Vergleich geeinigt. Damit werde der seit Ende 2010 am Landgericht München I anhängige Rechtsstreit beendet, teilte der Chiphersteller am späten Donnerstagabend mit. Die Aktie reagierte im späten Handel mit Verlusten.
Die Vergleichsvereinbarung sehe eine Zahlung von 753,5 Millionen Euro vor und setze sich aus einer nominellen Vergleichssumme von 800 Millionen Euro abzüglich von Anrechnungsbeträgen aus früheren Verträgen mit dem Insolvenzverwalter zusammen. Ursprünglich hatte dieser rund 3,4 Milliarden Euro zuzüglich Zinsen gefordert. Der Vergleich muss nun noch durch das Gericht festgestellt werden.
Mit der Vereinbarung seien alle Rechtsstreitigkeiten und Ansprüche des Insolvenzverwalters gegen Infineon erledigt, hieß es in der Mitteilung weiter. Infineon werde die für den Rechtsstreit gebildeten Rückstellungen in Anspruch nehmen. Der darüberhinausgehende Betrag werde das Ergebnis und den Cashflow aus nicht fortgeführten Aktivitäten belasten. Die Zahlung werde aus vorhandenen Barmitteln erfolgen. Die genannten Beträge berücksichtigen keinen Steuerabzug.
Die ehemalige Infineon-Tochter Qimonda meldete im Januar 2009 Insolvenz an, nachdem ein drastischer Preisverfall bei Speicherchips zu horrenden Verlusten geführt hatte. Allein in Deutschland waren 4.600 Beschäftigte betroffen, neben der Zentrale in München vor allem im Dresdner Chipwerk. In den USA unterhielt Qimonda eine Fabrik in Richmond im US-Bundesstaat Virginia. Die Schwierigkeiten bei Qimonda hatten Infineon mehrfach die Bilanz verhagelt.
Die Aktie von Infineon reagierte am Donnerstag im späten Handel mit leichten Verlusten. Auf der Handelsplattform Tradegate gab das Papier 1,4 Prozent auf 31,71 Euro nach. Billig ist der Vergleich sicher nicht. Zudem wird das diesjährige Geschäftsergebnis deutlich belastet werden. Bislang hatte Infineon für den Qimonda-Rechtsstreit rund 220 Millionen Euro zurückgestellt. Zuletzt hatte sich die Aktie von ihren jüngsten Tiefs von Anfang August bei unter 28 Euro etwas erholen können. Sie hängt nun aber an der 38-Tage-Linie fest. Diese gilt es nun zu überwinden. Wichtig wäre im Anschluss auch der Sprung über die 200-Tage-Linie, die bei gut 34 Euro verläuft.
Langfristig bleibt DER AKTIONÄR zuversichtlich bei der Aktie von Infineon. Zudem ist der Rechtsstreit nun zumindest vom Tisch, wenn es auch nicht günstig für Infineon ist. Kurzfristig ist es nun erst einmal wichtig, dass wieder charttechnische Stärke aufgebaut werden kann. Investierte Anleger bleiben dabei, sichern sich aber weiter mit einem Stopp bei 26,50 Euro nach unten ab.