Absturz ohne Ansage: Die Aktien deutscher Halbleiterwerte notieren am letzten Handelstag dieser woche durch die Bank weg niedriger, zählen zu den größten Verlierern in ihren Indizes. Ob Infineon oder Dialog Semiconductor, ob Siltronic oder Aixtron – alles, was auch nur in entferntestem Sinne mit Halbleitern zu tun hat, wird tendenziell abverkauft. Die Kurseverluste halten sich angesichts des Auslösers aber dennoch in Grenzen. Denn: Von einem 40-Prozent-Horror-Kurssturz sind die deutschen Titel mit Abgaben im einstelligen Prozentbereich meilenweit entfernt.
Der Einschlag kommt aus Großbritannien: Gesenkte Umsatz- und Margenziele haben die Aktien des Halbleiterunternehmens IQE am Freitag rund 39 Prozent ihres Werts gekostet. Bei 43,50 Pence markierten sie den tiefsten Stand seit über zwei Jahren. Ein Horror-Crash.
Darunter leiden vor allem kleinere Konkurrenten des amerikanisch-britischen Unternehmens: In Zürich sackten AMS um über viereinhalb Prozent ab, und im MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen waren Dialog Semiconductor mit über einem Prozent Minus einer der größten Verlierer. Im marktbreiten Stoxx Europe 600 sank der Subindex der Technologieunternehmen um knapp ein halbes Prozent fast ans Ende der Branchenübersicht. Infineon notieren knapp ein Prozent leichter. Aixtron geben über drei Prozent nach. Und Siltronic verlieren fast zwei Prozent.
Verantwortlich für den neuen Jahresausblick sind laut IQE die überraschend starken Auswirkungen der US-Sanktionen gegen den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei. Das Unternehmen senkte das Umsatzziel und liegt nun klar unter der Konsensschätzung. Zudem erwartet IQE nun eine bereinigte operative Gewinnmarge deutlich unter den bislang angestrebten mehr als zehn Prozent.
Alles Gründe, die Aktionäre deutscher Gesellschaften weitestgehend vernachlässigen können.
Mit Material von dpa-AFX