Aves One haben nur die wenigsten Investoren auf der Agenda. Dabei hat dieser Nebenwert einiges zu bieten. Die Hamburger agieren als aktiver Bestandshalter für Logistik-Equipment. Vor Kurzem machte die Gesellschaft mit einem starken Deal auf sich aufmerksam.
Auch im Zeitalter der Digitalisierung geht nichts ohne die richtige Steuerung, Lagerung und den Transport von Waren und Gütern. Der Frachtverkehr soll sich bis 2050 vervielfachen. Diese nachhaltig steigende Nachfrage spielt der im Prime Standard notierten Aves One AG in die Karten. Die Hamburger agieren als aktiver Bestandshalter für Logistik-Equipment. Der Fokus der Investments liegt dabei auf Bahnwaggons (Rail Equipment) und Seecontainern (Container Equipment). „Wir verfolgen ein aktives Asset- und Portfoliomanagement. Als Eigentümer treffen wir dabei letztendlich die Entscheidung, welche Assets wir übernehmen werden“, so Aves-Vorstand Jürgen Bauer. „Zudem bestimmen wir den Zeitpunkt des Ein- und des Ausstiegs und haben das Recht, aktiv in die Verwertung einzugreifen. Wir sind damit unabhängiger als ein klassischer Vermieter, der meist nicht ganz frei von Kundenzwängen ist.“
Das Management der Assets, also Vermietung und Wartung, werden ähnlich wie bei Immobilienunternehmen durch erfahrene, externe Assetmanager durchgeführt. Die Kunden sparen sich unter anderem die hohen Investitionen in eigene Container oder Waggons und können sich auf ihr jeweiliges Kerngeschäft konzentrieren. So haben die Norddeutschen in den letzten Jahren ein breit diversifiziertes Kundenportfolio mit führenden Staatsbahnen, Reedereien, Industrie- und Chemieunternehmen aufgebaut.
Vor wenigen Tagen ist Vorstand Bauer der nächste Coup gelungen: Aves One hat einen Kaufvertrag über den Erwerb von rund 30 Prozent (4.400 Stück) der Güterwagenflotte der Nacco-Gruppe unterzeichnet – und profitiert damit von den Expansionsplänen der im SDAX notierten VTG AG. Hintergrund: Die Kartellbehörden hatten VTG im März 2018 den Erwerb der CIT Rail Holdings, der Eigentümerin der Nacco-Gruppe, unter der Auflage genehmigt, dass rund 30 Prozent des Güterwagenbestands an einen Dritten zu veräußern sind. Und genau dieser Dritte ist die Hamburger Aves One, die die eigene Flotte so auf rund 8.700 Güter- und Kesselwagen verdoppeln kann. Aves One kann diese Transaktion ohne Kapitalmaßnahme stemmen und wird formal als Bestandshalter agieren. Die Verwaltung der Güterwagen übernimmt – wie in der Branche durchaus üblich – ein anderer, hier die in der Schweiz ansässige Wascosa AG.
„Diese Akquisition ist ein Meilenstein auf unserem Wachstumskurs“, so ein sichtlich zufriedener Aves-Vorstand Jürgen Bauer. Kein Wunder: Die Hanseaten können nicht nur den Wert ihres Güterwagenportfolios mehr als verdoppeln, das eigene Asset-Volumen dürfte nun bereits im kommenden Jahr die Milliardenmarke erreichen. Diese Größe war bislang erst für das Jahr 2020 geplant. „Gleichzeitig erwarten wir aus der neuen Güterwagenflotte von Beginn an einen signifikant positiven Ergebnisbeitrag“, so der Firmenlenker. Die neu erworbenen Assets verfügen über ein junges Durchschnittsalter von etwa 16 Jahren, weisen dem Vernehmen nach eine hohe EBITDA-Marge auf und sind meist an renommierte europäische Kunden voll vermietet. Damit sind nach Abschluss der Transaktion ein jährlicher Umsatzbeitrag von rund 37 Millionen Euro sowie ein EBITDA-Beitrag von 28 Millionen Euro möglich.
Die Analysten GBC Research ermitteln für 2019 ein Umsatzplus von über 50 Prozent auf 117 Millionen Euro und einen EBITDA-Anstieg von über 57 Prozent auf rund 85 Millionen Euro – eine Prognose, die sich auch dank der Übernahme weiterer Assets als recht konservativ erweisen könnte. Die GBC-Experten haben ihre Schätzungen bereits überarbeitet und das Kursziel für die Aktie von 9,10 auf 12,10 Euro hochgesetzt.
Der Deal sorgt bei Aves One in den nächsten Jahren für zusätzliche fixe Einnahmeströme und hebt die Gesellschaft auf eine neue Ebene. Nach einer gesunden Konsolidierungsphase sollte die zuletzt bereits recht stark nachgefragte und im Branchenvergleich günstig bewertete Aktie bei einem anhaltend positiven Newsflow nachhaltig in zweistellige Kursregionen steigen.