IBM will Red Hat und bietet 190 Dollar je Aktie in bar. Der Tech-Riese ist damit bereit, einen saftigen Aufschlag von 61 Prozent für den Software-Spezialisten zu zahlen. Bei den Anlegern führt das Angebot jedoch zu gemischten Gefühlen.
Die 34 Milliarden Dollar schwere Übernahme hat dabei nur ein Ziel: IBM will endlich ein Big-Player in der Cloud werden. Die von Red Hat in der Cloud angebotene Business-Software soll hierzu der Schlüssel sein. Der Tech-Dino passte sich bislang zu langsam der neuen Cloud-Realität an und überließ Konzernen wie Amazon oder Microsoft die Führung. Doch im Gegensatz zum Mobile-Trend, sollte IBM die neue technologische Richtungsänderung nicht verpassen, denn es geht um das Kerngeschäft.
IBM hat jetzt mit der Red-Hat-Übernahme neue Chancen das Wachstum der sogenannten „Strategischen Imperative“, wie der Konzern Erlöse aus der Cloud bezeichnet, zu beschleunigen. Wichtig, denn Anleger waren vorletzte Woche verständlicherweise enttäuscht, nachdem IBM erneut schrumpfende Umsätze vermeldete. Im dritten Quartal wuchs die Cloud nur zehn Prozent – das ist langsamer als im zweiten Quartal.
Das Übernahme-Angebot ist aber auch ein negatives Signal an die Anleger: Es zeigt, dass IBM noch nicht gut genug aufgestellt ist, um aus eigener Kraft eine Transformation in Richtung Cloud zu bewerkstelligen. Red Hat bietet zwar neue Chancen – doch die Anleger werden langsam ungeduldig. Die IBM-Führung hatte immerhin mehrere Jahre Zeit. Entsprechend negativ fällt die erste Kursreaktion auf das Übernahmeangebot aus.
Mittelfristiger Druck
Die Ungeduld mit der Umstrukturierung in Verbindung mit dem schwachen Quartal dürfte daher mittelfristig den Kurs weiter belasten. DER AKTIONÄR zieht nach dem Erreichen des Stopp-Kurses vorerst die Bremse. Wenn die Übernahme durchgeht und die IBM-Führung einen Plan für die Integration von Red Hat geliefert hat, kann die Aktie neu bewertet werden.