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17.06.2017 Benedikt Kaufmann

Hunger auf Börse

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Rocket Internet

Vapiano, Blue Apron und Delivery Hero wagen 2017 den Börsengang. Eines haben alle drei Firmen gemeinsam: Sie bringen uns Essen auf den Tisch. Unterschiedlich ist jedoch die Art und Weise: Vapiano serviert, Blue Apron sortiert und Delivery Hero liefert. Schmecken tut´s bei allen – doch welcher künftige Börsenneuling hat auch am Aktienmarkt Potential?

Vapiano – die Restaurant-Kette

Von Pizza über Pasta bis hin zu Salaten und der beliebten Cucina dolce. Vapiano ist auf die italienische Küche spezialisiert. Bereits im Jahr 2002 eröffnete das erste Restaurant in Hamburg. Seitdem ist der Systemgastronom stark gewachsen: Aktuell ist Vapiano in mehr als 30 Ländern mit 182 Restaurants vertreten – bis Ende 2020 soll die Anzahl auf 330 erhöht werden. Die Weichen stehen auf Wachstum. Neuen Filialen und Konzepte sollen mit dem Emissionserlös von rund 85 Millionen Euro finanziert werden. Bereits am 27. Juni könnte es zur Finanzspritze kommen – an diesem Datum will es Vapiano wagen.

Die Expansion dürfte sich lohnen, denn mit der Zahl der Restaurants wächst auch der Umsatz von Vapiano. Von 2014 bis 2016 stiegen die Erlöse von 152 auf 249 Millionen Euro an. Auch der operative Gewinn (EBITDA) legte im gleichen Zeitraum von 23 auf 29 Millionen Euro zu. Für das laufende Jahr dürfte die Restaurant-Kette ein EBITDA von 30 bis 35 Millionen erzielen – im Jahr 2018 könnten es bereits 55 Millionen Euro sein.

Millionenschweres Geschäftsmodell

Auf Grundlage dieser Bilanzzahlen lässt sich der Unternehmenswert von Vapiano schätzen. Die Konkurrenten von Domino‘s werden mit dem 25-Fachen ihres EBITDA bewertet, Shake Shack mit 30, Chipotle mit 42, Zoe‘s Kitchen mit 14 und McDonald‘s mit 16. Auf Basis des Vapiano-EBITDA und des durchschnittlichen Vielfachen der genannten Systemgas­tronomen von 25 ergibt sich für das laufende Jahr ein Unternehmenswert von 750 bis 875 Millionen Euro. Bei den begleitenden Banken, die Vapiano zu diesem Wert an die Börse bringen könnten, handelt es sich laut Insidern um UniCredit, Berenberg und Barclays. Das „einfach“ zu skalierende Geschäftsmodell in Verbindung mit einer stabilen Bilanz lässt vermuten, dass Vapiano seinen Erfolg an der Börse fortführen wird.

Blue Apron – der Kochbox-Versender

Der zweite IPO-Kandidat Blue Apron zielt auf eine Börsenbewertung von drei Milliarden Dollar ab und bringt uns auf ganz anderen Wegen das Essen auf den Tisch. Die Devise des 2012 gegründeten Start-ups lautet: Selber kochen, denn Blue Apron ist ein sogenannter Kochbox-Versender. Kunden schließen über das Internet ein Abonnement ab und erhalten eine wöchentliche Lieferung mit Lebensmitteln samt Kochrezept für wahlweise zwei oder vier Personen. Aus den Zutaten bereitet der Kunde dann drei unterschiedliche Mahlzeiten zu, die er vor dem Versand aus einer Reihe von Angeboten ausgewählt hat. Doch Blue Apron sorgt nicht nur für einen vollen Magen. Seit 2014 bietet das US-Unternehmen in einem Online-Shop auch Küchenutensilien an und im Jahr 2015 startete ein Wein-Lieferservice.

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Durch das neue Kochbox-Konzept werden insbesondere 25- bis 35-Jährige angesprochen, denen der Einkauf im Supermarkt zu zeitintensiv und der Gang zum Restaurant zu teuer ist. Mit diesem Geschäftsmodell platziert sich Blue Apron auf zwei riesigen US-Märkten: zum einen auf dem 543 Milliarden schweren Restaurant-Markt – zum anderen auf dem 782 Milliarden umfassenden Lebensmittel-Markt. Enormes Wachstumspotenzial ist damit vorhanden. Dies zeigt auch der rasante Umsatzanstieg Blue Aprons: Im Jahr 2014 wurden Umsätze in Höhe von 78 Millionen Dollar erzielt – zwei Jahre später waren es bereits 795 Millionen Dollar.

Ein wahrer Teufelskreis

Doch der Markt ist hart umkämpft. Zwar besitzt Blue Apron einen gewissen First-Mover-Advantage, doch die Konkurrenten von Hello Fresh, Plated, Purple Carrot und Marley Spoon setzen das US-Unternehmen unter Druck. Zu sehen ist dies an den stark schrumpfenden Umsatzwachstumsraten. Während im ersten Quartal 2016 noch ein gewaltiger Anstieg von 254 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal erzielt wurde, legte Blue Apron im ersten Quartal 2017 nur noch um 42 Prozent zu.

Das abflachende Wachstum versucht Blue Apron durch verstärktes Marketing auszugleichen. Die Marketingkosten zogen im ersten Quartal 2017 auf 61 Millionen Dollar an – dies entspricht einem Anstieg um 144 Prozent. Ein wahrer Teufelskreis, denn die erhöhten Ausgaben lasten schwer auf der Profitabilität. Anfang 2016 konnten noch operative Gewinne erzielt werden – Anfang 2017 schlägt ein Verlust von 52 Millionen Dollar in der Bilanz zu Buche.

Ohne eine Konsolidierung in der Branche, die sinkende Marketingkosten, stabile Preise und steigende Umsätze bringt, ist nicht ersichtlich, wie Blue Apron mit dieser Strategie profitabel werden könnte. Mit dem Emissionserlös wäre Blue Apron jedoch in der Lage, den Konkurrenzkampf mit harten Bandagen weiterzukämpfen und sogar eine mögliche Übernahmewelle innerhalb der Branche anzuführen.

Delivery Hero – der Lieferdienst

Wer keine Lust hat, selbst zu kochen, geschweige denn überhaupt das Haus zu verlassen, kann sich auf den Lieferdienst Delivery Hero verlassen. Lange wurde über einen möglichen Börsengang spekuliert – jetzt ist es offiziell. In den kommenden Monaten soll die Erstnotierung in Frankfurt stattfinden und einen Emissionserlös von 450 Millionen Euro einbringen. Das neu gewonnene Kapital will der Lieferdienst nutzen, um seine Position in Regionen mit besonders großem Wachstumspotenzial auszubauen.

Mit rasantem Wachstum kennt sich das Start-up aus: Im ersten Quartal 2017 haben sich die Umsätze beinahe verdoppelt. Profitabel ist Delivery Hero jedoch nicht, obwohl die Gewinnschwelle fast erreicht wurde. Noch liegt der Fokus darauf, möglichst stark zu wachsen, um eine monopolähnliche Stellung auf dem Markt zu erreichen.

Der Profiteur: Rocket Internet

Der große Profiteur eines Börsengangs dürften die Gebrüder Samwer und ihr Start-up-Inkubator Rocket Internet sein. Anfang 2015 stieg Rocket Internet für 496 Millionen Euro bei Delivery Hero ein und hält im Moment rund 35 Prozent der Anteile. Mitte Mai erwarb der südafrikanische Internetkonzern Naspers zehn Prozent der Anteile an Delivery Hero für 387 Millionen Euro. Damals blieb die Bewertung von rund 3,5 Milliarden Euro annähernd gleich. Mittlerweile dürfte der Unternehmenswert jedoch etwas höher liegen – Experten gehen von 3,5 bis 4 Milliarden Euro aus. Damit sind die Rocket-Anteile zwischen 1,2 und 1,4 Milliarden Dollar wert.

Der Börsengang von Delivery Hero rückt eine weitere Rocket-Beteiligung in den Fokus: Hello Fresh. Es wird spekuliert, dass der Kochbox-Versender ebenfalls den Börsengang wagen könnte. Von wegen „gescheitertes Geschäftsmodell“ – Rocket legt gerade erst los.

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