Die Fachleute von Börse Online fassen zusammen: Die Aktie der Hugo Boss AG ist mit einem Verlust von 27 Prozent seit Jahresbeginn die schlechteste im MDAX, der Gewinn des Modeunternehmens ist drastisch eingebrochen und der Vorstandsvorsitzende Claus-Dietrich Lahrs ist im Februar entfernt worden. Im ersten Quartal des laufenden Jahres hat sich der geschäftliche Negativtrend fort. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um vier Prozent auf 643 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sackte um beinahe die Hälfte auf 54 Millionen Euro ab.
Die Hauptgründe dafür sind die anhaltend schwache Nachfrage in den USA, dem zweitwichtigsten Markt nach Europa, sowie ebenfalls Preissenkungen in China. Weil in Frankreich und den Benelux-Staaten weniger Touristen einkauften, verringerte sich auch dort der Umsatz. In den Jahren 2008 bis 2015 erhöhte die Hugo Boss AG die Zahl der eigenen Ladengeschäfte von 330 auf 1.700, was viel Geld kostete und heute nicht mehr reicht, weil die Kunden Kleidung zunehmend über das Internet bestellen. Christoph Auhagen, als Vorstand für die Männermode verantwortlich, gilt als treibende Kraft für diese aggressive Expansion und verließ das Unternehmen im April. Spätestens im November soll Ingo Wilts zurückkehren und Auhagen ersetzen. Wilts war in den Jahren 2000 bis 2009 Direktor von „Boss Menswear“, arbeitete bis November 2014 weiter für die Hugo Boss AG und ist derzeit Manager bei der Tommy Hilfiger Corp.
Mark Langer, Finanzvorstand und Übergangs-Vorstandsvorsitzender, hält an den gesenkten Jahreszielen fest: Demnach soll der Umsatz im niedrigen einstelligen Prozentbereich steigen und das EBIT um einen niedrigen zweistelligen Prozentbetrag sinken. Damit wenigstens diese Prognose erreicht wird, muss das Unternehmen 50 Millionen Euro sparen. Dafür möchte Langer die Kosten für Verwaltung und Miete senken, die Profitabilität aller eigenen Filialen prüfen und sich aus dem Großhandel in den USA zurückziehen. Bei der Hauptversammlung am 19. Mai könnte es Hinweise geben, wer tatsächlich neuer Vorstandsvorsitzender wird.
Die Nachfrageschwäche und die Gewinnwarnung sind bereits im Aktienkurs berücksichtigt. Der Kurs hat den Boden erreicht. Deshalb sollten mutige Anleger jetzt erste Positionen aufbauen. Schließlich ist die Hugo Boss AG mit einem KGV von 14 für das nächste Jahr teils erheblich günstiger bewertet als Modefirmen mit ähnlichen Problemen: die Salvatore Ferragamo S.p.A. kommt auf ein KGV von 16 und die Burberry plc sogar auf eines von 21. Außerdem lockt die Dividendenrendite, welche bei 5,9 Prozent liegen dürfte. Das Kursziel beträgt 65 Euro und der Stop-Loss sollte bei 47 Euro gesetzt werden.