Francois Villeroy hat beim Vorgehen der Europäischen Zentralbank im Kampf gegen die hohe Inflation zu mehr Vorsicht gemahnt. Für das kommende Jahr könnte die EZB einen „flexibleren und möglicherweise langsameren“ zweiten Teil der Reise antreten. Die Börse hört solche Aussagen selbstverständlich sehr gerne.
Auf ihren Sitzungen im Oktober und Dezember sollte die EZB die Zinssätze weiterhin in großen Schritten anheben, so Villeroy, Präsident der Bank von Frankreich, im Gespräch mit der niederländischen Zeitung NRC. Dann sollte sie eine Neubewertung vornehmen und möglicherweise zu einem langsameren Tempo übergehen.
Villeroy befürwortet weitere Erhöhungen, um den Einlagensatz bis Ende 2022 von 0,75 auf zwei Prozent oder darunter zu bringen. „Ich sage nicht, dass die Zinserhöhungen dort enden werden“, so Villeroy. „Aber wir werden die Inflations- und Wirtschaftsaussichten umfassend bewerten müssen.“
Villeroy gilt als einflussreiches EZB-Mitglied. Seine Haltung ist neutral. Laut Bloomberg Economics sind aktuell zehn Mitglieder der Europäischen Zentralbank dem neutralen Block zuzuordnen, sechs sind Tauben, neun Falken.
Villeroys Forderung nach einem bedächtigen Kurs der EZB ab 2023 ist eine klare Ansage an die Märkte, dass die Notenbank keine nachhaltig negativen Auswirkungen auf die Konjunktur riskieren will. Derartige Aussagen sind ein Schmiermittel für steigende Aktienkurse und somit für ein versöhnliches viertes Quartal an der Börse.