Die Zeit der Musik-Piraten ist definitiv vorbei. Das Streaming hat die illegalen Downloads abgelöst – es ist schlichtweg die komfortablere Möglichkeit. Zum einen trägt beinahe jeder einen Musik-Player in Form eines Smartphones bei sich. Zum anderen bieten die Streaming-Apps von Spotify, Apple Music oder QQ Music nicht nur ein umfangreiches Liedangebot, sondern zusätzliche Funktionen wie beispielsweise das Erstellen und Teilen von Playlists. Mittlerweile nutzen 14,7 Prozent der Menschheit das umfangreiche Angebot.
Streaming ist King!
In den USA, dem größten Musikmarkt der Welt, ist Streaming aktuell für 75 Prozent aller Umsätze der Branche verantwortlich – das geht aus Daten der RIAA (Recording Industry Association of America) hervor. Zum Vergleich: Der Verkauf von CDs und Schallplatten steuerte 2018 nur noch zwölf Prozent bei. Beeindruckend ist dabei das Tempo, mit der das Streaming die anderen Vertriebsarten ablöst. In den USA betrug das gesamte Wachstum der Streaming-Umsätze gegenüber 2017 30 Prozent – die Tonträger- Verkäufe kollabierten dagegen um 23 Prozent. Ein Trend, der nicht nur in den USA, sondern weltweit den Musikmarkt bewegt.
Zahlreiche Profiteure
Vom Streaming-Wandel profitiert eine Vielzahl von Playern. Hier sind zum einen die Plattformen zu nennen: Spotify erzielte 2018 einen Umsatzzuwachs von 30 Prozent – die chinesische Tencent Music, eine Tochter des Internet-Riesen Tencent, dürfte sogar um 72 Prozent zulegen.
Doch auch der klassischen Plattenindustrie hilft der Streaming-Trend, denn die Musikstudios erhalten Lizenzgebühren von den Streaming-Anbietern. Vorbei sind die Zeiten der Umsatzeinbußen durch Raubkopien. Der Branche gelang es vor drei Jahren sogar, den seit der Jahrtausendwende bestehenden negativen Umsatztrend umzukehren und wieder wachsende Erlöse zu verzeichnen. 2018 stieg der Umsatz der Musikstudios um neun Prozent. Besser als der Gesamtmarkt entwickelte sich die Universal Music Group (UMG). Das größte Plattenlabel der Welt erzielte einen Umsatzzuwachs von zehn Prozent. Und genau hier wird es für Anleger hochinteressant.
Filetstück wird verkauft
Denn bereits im Juli 2018 hat Vivendi, der 100-prozentige Eigentümer von UMG, die Hälfte der Tochter zum Verkauf angeboten. Laut einem Bericht von Reuters haben sich neben Liberty Media nun zwei weitere potenzielle Käufer gefunden: zum einen die Beteiligungsgesellschaft KKR, zum anderen der chinesische Streaming-Gigant Tencent Music Entertainment.
Über den Wert von UMG sind sich die Experten dagegen uneins. Angefangen mit einer aktuellen Schätzung der UBS von 23 Milliarden Euro, geht es weiter mit der BNP Paribas mit 25 Milliarden Euro, die Deutsche Bank schätzt 29 Milliarden Euro, Goldman Sachs rechnet mit 35 Milliarden Euro und Morgan Stanley sieht den Wert bei 42 Milliarden Euro. Die höchste Bewertung setzen die Analysten von JPMorgan an: 44 Milliarden Euro. Vivendi-Chef Arnaud de Puyfontaine sagte bereits 2017, dass UMG bis zu 40 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 35 Milliarden Euro) wert sei.
„Sum of the parts“-Kalkulation
Diese breite Bewertungsspanne bietet – vorausgesetzt es wird ein hoher Preis für die UMG-Anteile erzielt – attraktive Chancen für Anleger. Denn UMG ist mit Abstand das wertvollste Asset des französischen Medienkonzerns. Kurz nach Veröffentlichung des Reuters-Berichts am 27. Februar stieg die Vivendi-Aktie um 5,5 Prozent. Einen Ansatz, wie viel Potenzial noch in der Aktie steckt, liefert dabei eine Bewertung aller Vivendi-Töchter und Beteiligungen.
Die Analysten der UBS, die mit 23 Milliarden Euro den geringsten Wert für UMG ansetzen, kommen in einer „Sum of the parts“-Kalkulation auf einen Unternehmenswert von 32 Milliarden Euro. Geteilt durch die Anzahl der Vivendi-Aktien entspricht dies einem Wert von 25 Euro je Aktie. Legt man die gleichen Bewertungsgrundsätze zugrunde, nimmt jedoch den hohen UMG-Wert der JPMorgan-Schätzung von 44 Milliarden Euro, erhält man einen Unternehmenswert von 53 Milliarden Dollar. Das entspricht 42 Euro je Aktie.
AKTIONÄR-Bewertung
DER AKTIONÄR rät Anlegern, die breite Spanne zwischen 25 und 42 Euro zu nutzen und auf einen hohen Verkaufspreis sowie eine damit potenziell einhergehende Kurssteigerung der Vivendi-Aktie zu setzen. Die UMG-Zahlen Mitte Februar waren überragend und dürften ein gutes Argument bei den Verkaufsverhandlungen sein. Besonderes Zahlen-Highlight: Das Plattenlabel konnte im vierten Quartal die Streaming-Umsätze um 42 Prozent steigern, während Spotify nur einen Erlösanstieg von 30 Prozent verzeichnete. Eine Bewertung von UMG mit 35 Milliarden Euro sieht DER AKTIONÄRim Branchenvergleich als realistisch an. Das AKTIONÄR-Kursziel für die Vivendi-Aktie liegt dementsprechend bei 34 Euro, was einem Kurspotenzial von 33 Prozent entspricht. Ein Stopp bei 20 Euro sichert die Position ab.