Der Softwareriese Salesforce hat am Vorabend mit seinem Geschäftsausblick die Anleger schockiert. Analysten sprechen von einer bedenklichen Entwicklung. Die Aktie des Dow-Jones-Unternehmens bricht vorbörslich zweistellig im Kurs ein und zieht die US-Börsen nach unten.
Salesforce kämpft wegen der trüberen Wirtschaftslage zusehends mit einem gedämpften Wachstum. Für das laufende zweite Quartal peilen die Kalifornier nur ein Umsatzplus auf Jahressicht von bis zu acht Prozent an, was erstmals seit Start der Börsennotierung vor fast zwanzig Jahren kein prozentual zweistelliges Wachstum in einem Quartal mehr bedeuten würde.
Analysten zeigten sich von dieser Aussicht enttäuscht. "Salesforce ist wieder aufs Glatteis geraten", schrieb etwa der Fachmann Brent Thill von Jefferies. Wenig berauschende Ergebnisse zeugten vom schwierigen Umfeld. Der Experte Karl Keirstead von der Bank UBS resümierte, die Träume auf eine Erholung seien mit den unerwartet schwachen Aussichten verflogen. Vor allem habe Salesforce bei den auf Sicht der kommenden zwölf Monate vorliegenden Buchungen die Erwartungen verfehlt.
Dabei konnte der Konzern mit den Zahlen für das Auftaktquartal noch positiv überraschen: Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 11 Prozent auf 9,13 Milliarden Dollar und der operative Cashflow um 39 Prozent auf 6,25 Milliarden Dollar. Konzernchef Marc Benioff versuchte noch mit positiven Aussagen aus dem Feuer zu holen: "Wir stehen am Beginn einer großartigen Möglichkeit, die uns Künstliche Intelligenz bietet". Doch die Worte verpufften angesichts des mauen Ausblicks für Q2 und das Gesamtjahr.
Hinzu kamen weitere negative Einschätzungen von Analysten. JPMorgans Mark Murphy konstatierte eine maue Wirtschaftslage als Ursache für die schwachen Buchungen der Kunden. Die Signale für das zweite Quartal lägen insgesamt unter den Erwartungen. Den Kursrutsch der Aktien hält Murphy aber für überzogen.
Die Aktien von Salesforce verlieren am Donnertag im vorbörslichen US-Geschäft 15,7 Prozent und stürzen auf 228 Dollar. Umgerechnet in Marktkapitalisierung lösen sich annähernd 40 Milliarden Dollar regelrecht in Luft auf.
Der Aktienkurs hatte sich seit Ende November noch schwungvoll von einer längeren Schwächephase erholt und war Anfang März auf ein Rekordhoch über 318 Dollar gestiegen. Mit der Enttäuschung rund um die aktuellen Wachstumsaussichten droht sich der seitdem schwächere Trend nun noch deutlich zu verschärfen.
Mit dem Bruch der Unterstützungsmarke im Bereich um 270 Dollar und dem nun aufgerissenen Gap ist die Aktie von Salesforce unter den Stoppkurs des AKTIONÄR gefallen. Ein Neueinstieg drängt sich aktuell nicht auf, selbst wenn der Einbruch überzogen scheint. Anleger sollten eine Trendwende abwarten.
(Mit Material von dpa-AFX)