Das schmeckt den Anlegern so gar nicht: neun Prozent weniger Kunden und sieben Prozent weniger Bestellungen – HelloFresh leidet unter der Konsumflaute. Der Kochboxenversender hat jedoch dank geringerer Kosten und verschobener Marketingausgaben trotzdem beim operativen Gewinn zugelegt. Die Aktie sackte vorbörslich um drei Prozent ab.
Die Zahl der aktiven Kunden brach im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Prozent auf 7,3 Millionen ein. Die Zahl der Bestellungen ging um sieben Prozent auf 30 Millionen zurück.
Dank einer strikten Kostenkontrolle steigerte der Kochboxenlieferant allerdings den operativen Gewinn merklich. Das Ebitda kletterte um fast ein Drittel auf knapp 192 Millionen Euro. Kritiker in der Branche monieren, dass Essenslieferdienste weniger Geld für die Neukundengenerierung ausgeben, da ohnehin die Nachfrage fehle. Der Umsatz ging infolge eines schwächeren Kundeninteresses leicht auf 1,92 Milliarden Euro zurück. Davon entfielen 1,26 Milliarden Euro auf Nordamerika. Die Zahl aktiver Kunden in dem Kernmarkt ging von 4,6 auf 4,1 Millionen zurück, dafür stieg der Preis einer durchschnittlichen Bestellung von 69,3 auf 74,0 Euro an.
Die Mitte Juli angepassten Jahresziele bestätigte Konzernchef Dominik Richter. Währungsbereinigt soll der Umsatz 2023 nun um zwei bis acht Prozent steigen. Im Vorjahr hatte HelloFresh 7,6 Milliarden Euro erlöst. Als Ebitda sollen 470 bis 540 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Hoffnung setzt Richter vor allem auf das zweite Halbjahr, in dem sich das Wachstum infolge von größeren Produktionskapazitäten wieder beschleunigen soll. Zusätzlich wurden die Marketingausgaben hochgefahren. Es ist jedoch fraglich, ob das erhöhte Kostenprofil durch das schwächelnde operative Geschäft getragen werden kann.
JPMorgan hat die Einstufung für HelloFresh nach den detaillierten Quartalszahlen auf "Overweight" mit einem Kursziel von 31 Euro belassen. Die finalen Kennziffern des MDAX-Titels hätten den vorläufigen Eckdaten entsprochen, schrieb Analyst Marcus Diebel. Der Anlegerfokus dürfte sich deshalb auf die anschließende Telefonkonferenz mit dem Management richten.
Langfristig auf dem aktuellen Niveau profitabel zu bleiben, wird schwierig. HelloFresh hat bereits seine Marketingaktivitäten hochgefahren, nun sollen auch die Produktionskapazitäten angehoben werden. Zusätzlich kommen Unternehmen wie Löwenanteil mittlerweile mit noch nutzerorientierteren Produkten auf den Markt. Bevor es nicht zu einer merklichen Trendwende kommt, lassen Anleger die Finger von der Aktie.
Mit Material von dpa-AFX