Ermittlungen wegen Kinderarbeit hatten den Anlegern zu Wochenbeginn den Appetit auf die HelloFresh-Aktie verdorben. Der Kochboxen-Versender distanzierte sich jedoch klar von den Vorwürfen. Schuld sei eine Zeitarbeitsfirma, mit der HelloFresh die Zusammenarbeit sofort beendet habe, hieß es. Inzwischen scheint der Schock verdaut – am Donnerstag steht HelloFresh an der MDAX-Spitze.
Wie DER AKTIONÄR am Montag berichtete, wird gegen HelloFresh in den USA wegen Kinderarbeit ermittelt. Sechs Teenager, teils Migranten aus Guatemala, sollen Nachtschichten in einer Anlage in Illinois gearbeitet haben. Der Fall wurde von einer Organisation für Einwandererrechte den Behörden gemeldet. Verantwortlich sei laut HelloFresh die Zeitarbeitsfirma Midway Staffing, mit der das Unternehmen inzwischen die Zusammenarbeit beendet hat.
Die Aktie reagierte am Montag mit einem Kursrutsch von sechs Prozent und rutschte auf 12,35 Euro ab. DER AKTIONÄR hielt die Panik für überzogen, da die Ermittlungen sich nicht direkt gegen HelloFresh richten und riet, ruhig zu bleiben und keine überstürzten Verkäufe zu tätigen.
Am Donnerstag greifen die Anleger wieder beherzt zu und schicken die Aktie um 3,8 Prozent nach oben und damit an die Spitze des MDAX. Gleichzeitig führt HelloFresh auch die Liste der Top-Gewinner im HDAX (DAX, MDAX und TecDAX zusammen) an.
Die Papiere dürften nun das Verlaufshoch vom 5. Dezember 2024 bei 13,49 Euro ins Visier nehmen. Gelingt dann auch der Durchbruch der Widerstandszone an der Horizontalen bei 13,85 Euro, wäre Platz bis zur unteren Kante des am 16. November 2023 aufgerissenen Gaps zwischen 19,23 und 16,92 Euro.
DER AKTIONÄR hat vor rund vier Monaten zum Kauf der HelloFresh-Aktie geraten. Das Unternehmen hat trotz der Herausforderungen in seinem traditionellen Kochboxgeschäft einen vielversprechenden Weg eingeschlagen: den Ausbau des RTE-Segments (Ready-to-eat). Insbesondere die US-Tochter Factor wächst in diesem Bereich beeindruckend und liefert einen Markt mit hoher Nachfrage und Potenzial. Diese Neuausrichtung könnte HelloFresh langfristig wieder auf den Wachstumspfad führen.
Zudem schürten Aussagen von CEO Dominik Richter Optimismus, dass das RTE-Segment 2024 nicht nur größer, sondern auch rentabler als das Geschäft vor der Pandemie sein wird. Die Beteiligung des aktiven Investors Active Ownership, der für strategische Neuausrichtungen bekannt ist, eröffnete zusätzliche Chancen – etwa durch beschleunigte Expansion oder eine Neuausrichtung des Managements.
DER AKTIONÄR hat die HelloFresh-Aktie am 28. August dieses Jahres in Ausgabe 36/24 zum Kauf empfohlen. Seitdem hat HelloFresh 66 Prozent zugelegt. Anleger lassen die Gewinne laufen.