HelloFresh kommt am Donnerstag unter die Räder. In der Spitze verlieren die Papiere des Kochboxenversenders rund ein Viertel an Wert. Grund dafür ist eine überraschende Senkung des Ausblicks nur drei Wochen nach der Zahlenvorlage (DER AKTIONÄR berichtete). Die Berliner haben viel Vertrauen am Markt verspielt.
Am 26. Oktober hatte der MDAX-Konzern – im Rahmen der Veröffentlichung der Geschäftszahlen – seine Jahresziele nämlich noch bekräftigt. Zu diesem Zeitpunkt war von einer Umsatzsteigerung (im Vergleich zum Vorjahr) in einer Spanne von zwei bis acht Prozent und einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 470 bis 540 Millionen Euro die Rede.
Nun sollen die Erlöse nur noch um zwei bis fünf Prozent steigen. Ausgehend vom Vorjahreswert wären das ursprünglich rechnerisch rund 8,2 Milliarden Euro gewesen. Nach der Kappung der Prognose stehen nur noch rund 7,8 bis knapp 8,0 Milliarden Euro auf dem Zettel des Managements. Beim EBITDA peilen die Berliner jetzt lediglich einen Zielkorridor von 430 bis 470 Millionen Euro an. Damit liegt das Unternehmen selbst unter der niedrigsten Analystenprognose.
Auch wenn das HelloFresh-Management die der Reduzierung zugrundeliegenden Probleme als „vorübergehend“ ansieht, hat das Unternehmen damit viel Kredit bei Anlegern verspielt. Die große Frage: Warum wurden die Probleme nicht bereits bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal Ende Oktober adressiert? Noch mal: Wir reden hier von drei Wochen! Wie kann sich in so kurzer Zeit die Nachfrage dermaßen eintrüben, dass nun kaum noch Wachstum erwartet wird?
Die Aktie verliert am Donnerstag kurz vor Handelsschluss rund 22 Prozent auf 16,06 Euro. Noch schmerzhafter ist der Wertverlust für Anleger, die das Papier seit einem Jahr im Depot halten. Sie müssen mit rund 37 Prozent weniger zurechtkommen. Wer vor zwei Jahren eine HelloFresh-Aktie gekauft und seitdem daran festgehalten hat, hat mittlerweile über 80 Prozent verloren. Damals hatten die Papiere aber auch außerordentlich von Effekten aus der Corona-Pandemie profitiert, als die Nachfrage nach Lieferprodukten deutlich größer war.
Das heutige Geschehen ist überaus enttäuschend und lässt nicht nur Investoren und Analysten an der Redlichkeit und Vertrauenswürdigkeit des HelloFresh-Managements zweifeln. DER AKTIONÄR hatte in der Ausgabe 43/2023 den MDAX-Wert mit einem Turbo-Call empfohlen. Zunächst sah es ja auch gut aus, doch nun der völlig überraschende Absturz. Jetzt drohen weitere Abgaben bis in den Bereich von 13,30 Euro. Anleger machen daher einen Bogen um die Aktie.
(Mit Material von dpa-AFX)