Das starke Momentum von HelloFresh setzt sich am Mittwoch fort. Die Aktie des Kochboxen-Versenders klettert im frühen Handel um vier Prozent auf 27,45 Euro und markiert damit ein neues Rekordhoch. Rückenwind erhält der Titel von einer Berenberg-Studie. Auch Marcus Diebel von JPMorgan ist bullish für den Wert.
Cafés und Restaurants haben wegen Corona geschlossen, aber die Leute haben trotzdem Hunger. Ideale Bedingungen für HelloFresh. Der Kochboxen-Versender erlebt wochenlang eine Sonderkonjunktur – und dürfte die Zahl der aktiven Kunden stark steigen.
„HelloFresh gehört zu den klaren Profiteuren der gegenwärtigen Isolationsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Krise“, so JPMorgan-Analyst Marcus Diebel. „Die aktuellen Erwartungen an die Geschäfte im laufenden Jahr sind immer noch zu niedrig.“ Diebel stuft die Aktie mit „Übergewichten“ ein.
Dieser Meinung ist auch Berenberg. Die Experten haben ihr Kursziel für HelloFresh am Mittwochmorgen von 27 auf 30 Euro angehoben.
Einen Hinweis auf Top-Geschäfte bei HelloFresh hat vor wenigen Tagen Konkurrent Blue Apron geliefert. „Wir haben in der vergangenen Woche einen starken Anstieg der Bestellungen erlebt“, so CEO Linda Findley Kozlowski. „Wir fahren nun unsere Kapazitäten rauf. Der Trend sollte sich nämlich fortsetzen.“ Eine nennenswerte Unterbrechung der Lieferkette von Blue Apron sei ihr nicht bekannt.
Blue Apron ist im Vergleich zu HelloFresh ein kleiner Fisch. Das US-Unternehmen kam Ende 2019 nur auf 351.000 aktive Kunden. HelloFresh hat drei Millionen und ist damit Marktführer. Folglich dürfte HelloFresh derzeit deutlich stärker profitieren.
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet HelloFresh aktuell ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 22 bis 27 Prozent (Vorjahr: 1,8 Milliarden Euro). Auf Basis des bereinigten EBITDA will das Unternehmen die positive Entwicklung fortsetzen. Hier wird eine Marge von 4,0 bis 5,5 Prozent erwartet.
Lieferdienste stehen aktuell zurecht im Fokus der Anleger, zumal sie von der Entwicklung nachhaltig profitieren könnten. Gut möglich nämlich, dass viele Kunden die Vorzüge des bequemen Nach-Hause-Bestellens auch in der Post-Corona-Zeit nicht mehr missen wollen. Angesichts des starken Wachstumspotenzials ist die Aktie mit einem 2020er-KUV von 1,9 moderat bewertet. Das KGV sinkt im kommenden Jahr von 110 auf 40. Ergo: Die Aktie dürfte den Anlegern noch länger schmecken.
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